Der letzte Abend in Afrika, und ich will gar nicht so wirklich weg. Menschen und Momente der letzten Monate:
Die Gnus in der Serengeti, die mich mit ihrem Monstergequake in den tiefsten und erholsamsten Schlaf aller Zeiten gesungen haben.
Die chilligen Abende in Robbedos Rooftop-Bar auf der Ilha do Mocambique zusammen mit Jan und einem leckeren Glas Jambo-Aperitif.
Masu, der nur zwei Schulkinder in Lilongwe im Wagen mitnehmen wollte, ploetzlich das ganze Auto voll mit Kindern hatte und voellig gegen seine Natur wutschnaubend bruellte “THIS IS NOT A MINIBUS!!!”
Die Liane, die in Ntchisi abreissen musste, als ich gerade meine Tarzanseite entdeckte. Und die besten Zimtschnecken der Welt, die ich vorher verspeist hatte.
Marcel, der uns gezeigt hat, wie unfassbar schoen Lesotho ist.
Hans, der kleine Hund von Daniel, der seit dem Sauerstoffmangel bei seiner Geburt viel langsamer als seine Altersgenossen und trotzdem so klug ist.
Rafting auf dem Nil, bei dem wir es geschafft haben, in sechs von acht Stromschnellen zu kentern. We like to flip it!
Meine Lieblingskinder im Kindergarten, denen hoffentlich nie der Rohrzucker ausgeht.
Das autark lebende Pferd im Backpacker in Chipata, das Masu in der Kueche antraf.
Der Moment, auf den ich 27 Jahre warten musste: Ich habe die Kuh Unique gemolken. Und ich wusste es immer, die Haendchen muessen schoen warm sein. Ich koennte jeden Tag eine Kuh melken, bloed ist nur, dass ich keine Milch trinke. Man kriegt wahnsinnig weiche Haende vom Kuhmelken, allerdings fangen sie nach ein paar Stunden streng an zu riechen. Zum Geburtstag wuensche ich mir eine Kuh.
Carole, die es geschafft hat, dass ich von einem 8m hohen Baum in einen See gesprungen bin.
Der gegrillte Hummer, den ich am mosambikanischen Strand verspeiste, welcher wohl der erste und letzte meines Lebens war.
Das Nilpferd, das ploetzlich 50m vom Ufer des Lake Malawi auftauchte, mich am Baden hinderte und vor der Billharziose bewahrte.
Tom, der wahrscheinlich der angenehmste Mitreisende aller Zeiten ist. You left too early, mate!
Der lustige Clip im malawischen Fernsehen ueber die Tagesaktivitaeten des Praesidenten Bingu, untermalt von Shakirasongs. Waka waka!
Lino, der verrueckte mosambikanische Fernfahrer, der alle geschmiert hat, damit wir sicher in Cuamba ankommen.
Die malawische Beerdigung, bei der wir als Ehrengaeste immer schoen vorne sitzen und alle Taenzer bewundern konnten, die in Wahrheit natuerlich keine Taenzer sind, sondern Friedhofswesen, ist klar.
Roberto-Alberto, der geschaeftstuechtige Tansanier, der mit Masu vor zehn Uhr morgens ein Wasserglas Gin im Zug geleert hatte.
Jeder Tag, an dem das Internet funktionierte und eine Mail aus der Heimat kam.
Lloyd, der netteste Minibusfahrer, Mangochi-Reisefuehrer und Polizeiautoausleiher, der wirklich nichts fuer meine Klaustrophobie-Panikattacke konnte.
Die Frau im Cafe in Pietermaritzburg, die mich unterzuckert und ohne Blutdruck auf Koffein wartend fragte, ob ich sehr deprimiert sei und falls ja: Jesus loves you.
Der Dorfchef von Mkangamira, der praktischerweise heisst wie sein Dorf, und den man eigentlich gar nicht beschreiben kann.
Iain, der Tourguide, der bei dem blossen Anblick von “disco donkeys” (aka. Zebras) vor Langeweile in einen komatoesen Tiefschlaf fiel.
Alle Mitglieder der Familie Benes, die ich mit Bratkartoffeln und Spiegelei gluecklich machen konnte.
Mein Kissen, das ich 1982 von Langes Sofa habe mitgehen lassen und in Lusaka im Backpacker’s vergass. Mein KISSEN! Dummerweise bemerkte ich die Katastrophe erst am Flughafen, so dass die Taxifahrt inkl. Wiederbeschaffung 90 Doellers kostete. Der Fahrer hielt mich fuer geistesgestoert. Merke: Nichts von emotionalen Wert mit auf Reisen nehmen, das wird teuer.
Die bruellenden Kinder, die einfach keinen Mzungu in ihrer Naehe ertragen konnten.
Judith, fuer alles.
Diese unfassbare Weite, von der ich weiss, dass es sie nur hier geben wird.
Viel Staunen, viel Wundern, viel Schlucken, und von allem zu wenig.
das KISSEN!!!!!
Du bist verrrrrückt! 😀
Ich häkele schon mal 5 Ersatzkissen, oder?
Wenn wir am Sonntag durchs Watt laufen, versuche ich das alles noch einmal vor meinem geistgen Auge abzuspulen, mal sehen, wo ich dann ankomme!
Kussi
annika. danke. ich danke dir, fuer alles. du fehlst. so sehr, dass nach diesem ‚blog‘ ein traenchen gerollt ist. aber mit einem lachenden auge. ich druecke dich, ganz fest. und freue mich auf lesotho was ich nach dieser beschreibung in naher zukunft ansteuern werde. muah!
Gezz ma ich!
Ich kann Dich erst so richtig verstehen, seit ich vom 15. – 20-7. auf den äußeren (Lewis) und inneren (Skye) Hämorrhoiden war. Dort gab es auch außer Landschaft und Schafen fast nix – einfach nur schön. Ich will das aber gar nicht vergleichen mit dem, was Du gesehen hast – das verbietet sich (glaube ich). Phänomenal war das Runrig-Konzert in Stornoway – Heimspiel eben. Ich habe viele neue schottische Freunde kennengelernt, die mich für nicht so bekloppt gehalten haben, dass es für eine Einladung zu schlimm wäre. Mir steht jetzt ein turbulentes zweites Halbjahr bevor – ich bin jetzt der erste männliche Groupie.
Ich freue mich, dass es Euch offensichtlich weiterhin gut geht und Du Deine Mutter (die gleichzeitig meine Ehefrau ist) in äußerst angemessener Weise über gesundheitliche Verbesserungspotenziale informierst. Wir bleiben täglich am Ball und verfolgen Euren Weg quer über den Globus. Ich weiß seit einer Woche auch, dass die Theorie von der Scheibe überholt sein muss: Lt. Dierkes-Weltatlas S. 94 war ich am Rand des Blattes, aber offensichtlich nicht am Rand der Scheibe. Ich bin nämlich nicht runtergefallen.
Macht’s gut und meldet Euch gelegentlich.
Fasa-enimel