Kennt ihr dieses wunderbare MTV-Format, bei dem die verzogenen Sproesslinge reicher amerikanischer Musikproduzenten bei der Planung ihrer Party zum 16. Geburtstag gefilmt werden, waehrend der sie sich dreimal hysterisch kreischend auf den Boden werfen, weil Papa nicht Justin Timberlake, sondern nur P. Diddy ueberreden konnte, bei dem Quatsch mitzumachen, und am Ende der Veranstaltung einen Moerciediiiiiiiies geschenkt bekommen? Das bin ich. Ich liebe meinen Geburtstag, verlange eine Torte und will den ganzen Tag bestimmen duerfen. Nun hatte ich dieses Jahr meine Ansprueche enorm zurueckgefahren, denn das Bergdorf Moni auf Flores ist nun mal nicht Miami Beach, sehe ich ja ein. Moni liegt bezeichnenderweise noch hinter Ende, da wuerde man ja eigentlich annehmen, dass da nix mehr kommt. Aber ach, was war es fuer ein schoener Tag!
Wir residierten in einem Bungalow, der ueber ein bsticktes Mueckennetz und eine Klospuelung verfuegte, wobei wir das mit der Spuelung erst nach zwei Tagen rausfanden, nachdem wir gewohnheitsmaessig immer mit dem Plastikeimer Wasser gekippt hatten. Ich sass in der Morgensonne und feilte mir die Fingernaegel (kein Witz!), als um 7:50 der Tortenlieferant um die Ecke bog und, ueberrascht von meiner Anwesenheit, hektisch versuchte, einhaendig die Kerze anzuzuenden. Es war eine sehr schoene Torte mit rosa und Aufschrift und es war nicht mal Reis drinnen! Es folgte als naechster Gratulant Sylvester, der uns auf zwei Rollern in die Reisfelder entfuehrte, und uns alles ueber Reis erzaehlte, was er so wusste. Und auch ueber Gemuese, was er durchgaengig als “Vegetarier”s bezeichnete und mir einiges an Lachkrampfunterdrueckung abforderte: “Oh yes, we grow a lot of vegetarians here, this for example is my favourite vegetarian.” Ich ging natuerlich davon aus, dass Sylvester Touristenfuehrer mit Schwerpunkt Reis sei, doch da hatte ich mich grundlegend getaeuscht! Denn nachdem wir die Reislektionen verdaut hatten (“Aaach, Reis waechst oben an der Pflanze, nicht als Knolle???” Tochter einer Biologielehrerin, man bemerke!), ging es weiter zum Mittagessen in ein Restaurant, wo Sylvester seine Heimorgel auspackte und offenbarte, dass er eigentlich Alleinunterhalter sei. Der indonesische Musikgeschmack orientiert sich stark an Traumschiffmelodien, und nach 17 Versionen von Happy Birthday, einem gefuehlvoll vorgetragenen “Du” von Peter Maffay und traditionellem lokalen Liedgut naeherten wir uns dem Hoehepunkt: Sylvesters kleiner Sohn intonierte mit Inbrunst und hinterlegt mit Weichspuelsound Shakiras “Waka Waka”. Ich schmolz dahin, abwechselnd vor Ruehrung, Scham und Bewunderung. Sylvester war nicht mehr zu bremsen und wollte gleich bis zum Meer weiterfahren, was auch nur ungefaehr so fuenf Stunden gedauert haette, Masu hatte aber noch andere Plaene und brachte mich nach einer Panoramafahrt und Wasserfallbesuch zu Min, dem heimlichen Sternekoch von Moni. Min kann Torten backen und indonesisches Essen so zubereiten, dass es nicht wie die 53. Version von Nasi Goreng schmeckt, lecker lecker! Zum Dessert gab es noch eine Auffuehrung einer lokalen Kindertanzgruppe, die vorher maximal zweimal geprobt hatte und angefuehrt wurde von einer resoluten Dame, die immer haarscharf am Takt vorbei mit einem Kochloeffel auf eine Trommel haute und den Zuschauern die Bedeutung des Tanzes in lupenreinem Englisch erklaerte (“This is bird, this is pick and this is God.” “God???” “Goooooood!” “Ach, goat…”). Die Darbietung endete in einem Eklat, als Masu sich weigerte, den vollen Preis zu zahlen, da einer der vielleicht zehnjaehrigen Taenzer es fuer eine gute Idee hielt, waehrend des Tanzes “Der Gesamte Vorgang des Rodens, Saehens, Erntens, Verarbeitung der Baumwolle zu Webstoffen in Vier Strophen” ein Zigarettchen zu rauchen.
Und dann war auch der Geburtstag vorbei, und auch wenn ich kein bisschen bestimmen durfte, war er dank des Zeremonienmeisters ein ganz besonderer…
da glückwünsche ich ganz herzlich nachträglich!
Manchmal machst du mir Angst… Das war Rekord, maximal 30 Sekunden nach Veroeffentlichung kommentiert! Ach, und Danke, junger Mann!
Eigentlich ist doch jetzt alles klar.
Der kleine blaue Elefant aus Nickistoff (mit Knopf im Ohr) zu deiner Geburt hat wahrscheinlich das Fernweh ausgelöst.
Glückwünsche (nachträglich) aus Aurich.
Elefant? Den ich bei Kortum verloren habe? Meinst du, ich suche ihn seitdem? Traumatherapie? Oje…
Diesmal war es ja nur e i n e Geburtstagsfeier, aber was für eine! Nochmals 30 Küsschen!