Dank einer budgetorientierten Reiseplanung befinde ich mich seit gefuehlten 20 Stunden am Flughafen Kuala Lumpur und habe noch einige abzusitzen. Wir reden selbstverstaendlich nicht vom Kuala Lumpur International Airport, sondern vom Low Cost Carrier Terminal, die malaiische Variante von Frankfurt (Hahn). Langsam fuehle ich mich schon heimisch hier, ich begruesse die Sicherheitskraefte mit Namen und kann das Internetpasswort vom Starbucks auswendig. Vor lauter Langeweile habe ich angefangen nachzudenken. Was man so mitnimmt, wenn man durch die Gegend reist und so. Erkenntnisgewinn in Kambodscha: Man kann nicht alles sehen. + Ich bin weiterhin voellig ahnungslos.
Kambodscha ist ja nun kein riesengrosses Land, trotzdem ist meine Liste der Orte muss-ich-spaeter-nochmal-wiederkommen-und-angucken laenger als diejenige der abgehakten Lonely Planet Top 25. Und dann denke ich mit Grauen daran, dass ich es evt. nicht nach Laos schaffe, und entdecke, dass Sri Lanka ja auf dem Weg nach Indien liegt, da koennte man ja auch mal… Ganz zu schweigen von Afrika, wo noch so einige Abenteuer gelebt werden wollen. Schlimme Vorstellung, dass einige Landkartenflecke Jahresurlaube (welch ein Unwort!) sein werden! Und eine ganz schoen unheimliche Vorstellung, dass die Welt immer groesser wird, je mehr man versucht, alles von ihr zu sehen.
Wie bereits berichtet ist Kambodscha ein Land, das ich nicht verstehe, im Guten wie im Schlechten. Die Menschen sind extrem freundlich, der Menschen- und Kinderhandel floriert. Das Essen, vor allem der Amokfisch, ist fantastisch, auf den Muellkippen vegetieren die Armen. Die Hummerdichte (das Auto, nicht das Schalentier) in Phnom Penh ist beeindruckend, fuer den Bau eines Einkaufszentrum werden Menschen vertrieben. Die Entwicklungsprojekte, vor allem der NGOs, sind omnipraesent und scheinen zu laufen, die Regierung ist seit Jahren eine der korruptesten der Welt. Gut, das sind also Extreme, aber was ist denn eigentlich die Geschichte dahinter? Ich gebe nun oeffentlich zu: Ich hatte keine Ahnung! Ich wusste weder, dass das Angkor-Reich so riesig war, noch dass die USA das Land auf der umfassenden Suche nach Vietnamesen zerbombt haben, noch dass Pol Pot bis kurz vor seinem Tod 1998 ein, sagen wir mal, aktiver Politiker war, noch dass bisher ein einziger aus der Fuehrungsriege der Roten Khmer wegen Voelkermord u.a. verurteilt wurde. Wenn reisen bildet, dann aber erst im Anschluss, wenn man alles nachgelesen hat, was man eigentlich vorher schon haette wissen muessen. Ich mach mal eine Wunschliste bei Amazon.
Und alles waere ganz anders gewesen, wenn mir in Kambodscha niemand mit meinen Fragen geholfen und manchmal neue aufgeworfen haette. Deswegen ein Riesendanke an Bommels, das war eine unglaublich schoene und wichtige Zeit! Ich komme wieder, das habt ihr jetzt davon… Bye bye, muuuaaah!