Das Wort der ersten Woche in Malaysia lautete: Beeindruckend. Auf der abendlichen Fahrt vom Flughafen nach Kuala Lumpur ging das Staunen schon los: “Huch, der Bus faehrt drei Minuten zu frueh ab, oder hab ich hier schon wieder was nicht richtig umgestellt?” “Guck mal, da ist eine grosse, grosse Gruenflaeche, da ist gar kein Muell drauf!” “Wo sind die Mopeds?” “Krass, ein Hochhaus!” “Ja, und mit Licht!” So gluecklich waren wir ueber die klimatisierte Hochbahn, die Fussgaengerampeln und die Duschen (Dusche im Sinne von warmes Wasser von oben, nicht kaltes Wasser aus einem Eimer), dass wir sofort voellig kopflos in die Fastfoodfiliale mit dem gelben M rannten und uns auch gar nicht wunderten, dass die Menuzusammenstellung ganz anders war als gewohnt und es keine Cola, dafuer eine Art Malzbier in Literglaesern gab. Nach Halbverspeisung der reis- und eifreien Koestlichkeiten ging uns auf, dass nirgendwo, NIRGENDWO in diesem Laden das grosse M hing und die Angestellten nicht wie Ronald aussahen. Grosses M war nebenan, das kommt davon, wenn die Gier die Sicht vernebelt. Zehnstoeckige Einkaufszentren, Menschen mit keinen groesseren Sorgen als die morgendliche Kleiderwahl, kein staendiges Angestarrtwerden und Kommunikation auf Englisch sind sicher keine Dinge, die man besonders aufregend findet, wenn man aus Berlin Mitte nach Kuala Lumpur fliegt. Ich fand es beeindruckend.
Nach einer Woche waren wir dann so weit angekommen, dass wir uns die ueblichen Zivilisationskrankheiten zuziehen konnten: Trojaner und Hornhaut. Der Trojaner kam aus dem Internetcafe und musste entfernt werden, wobei plattmalmen das passendere Wort waere, wenn es eins waere. Korrekter Terminus ist Neuformatierung der Festplatte, kann man auch einen Tag mit verbringen. Danach lockte in einem der zehnstoeckigen Einkaufszentren der Footmaster mit einem Slogan, der bei mir ein Kribbeln in der Magengegend verursachte: “Attain total wellbeing and wellness the natural way thru a 30 minutes acquaintance with our sensational young Turkish male fish doctors”. Waren meine geheimsten Traeume wahr geworden??? Sollte das Teil 2 sein des in Bali begonnenen Programms “Liebe deine Fuesse wie dich selbst”? Ich verbrachte also 30 Minuten mit den sensational young Turkish male fish doctors und erfuhr, dass sie dafuer sorgen wuerden – gesetzt dem Falle, ich wuerde sie nicht alle zwischen meinen Zehen zerquetschen bei dem Gekitzel – dass ich nachher wie neugeboren und ganz ohne Hornhaut sei, und ueberhaupt sei alles “painless-toothless-harmless”. Raus aus der Kitzelhoelle fuehlte ich mich extremst verjuengt und begab mich zu meinem ebenfalls in jugendlicher Schoenheit erbluehenden Reisegefaehrten, der die Akupressur den jungen Tuerken vorgezogen hatte. Und da hatte sie mich, die geschaeftstuechtige Massoese! “Touch his feet, touch, touch!” Leicht irritierter Blick zu Masu, der erklaert, dass man erst seine Hornhaut habe entfernen muessen, damit man da ueberhaupt einen Akupressur-Effekte haben koenne. Ah ja. Ich taetschel also seine Fuesse, Massoese strahlt: “Like baby feet!” Jaja, sehr schoen, bisschen gross vielleicht fuer Babyfuesse, aber sonst ganz nett. “Let me check your feet!” Nee, ich war ja gerade bei den jungen Tuerken, die haben da schon einiges runtergeknabbert, vielen Dank auch und zack! hat sie meine Ferse an sich gerissen und sieht mich an, als ob ich ein Steak unter dem Fuss kleben haette. “Ooooooh, too much dead skin, ooooooh, too much walking, oooooh, we have to take off.” Ja schoen, macht sie die Arbeit der jungen Tuerken zunichte, klatscht mir eine Ladung Chemikalien auf die Fusssohlen und schabt die abgeaetzte Haut ab, haelt mir die Gruetze unter die Nase und quiekt “All your dead skin, ooooh, all dead skin!” und dann kommt noch mal abrubbeln und dann kommt feinrubbeln und dann kommt eincremen und dann kommt erfrischen und bei jedem einzelnen Schritt muss ich meine Fuesse anfassen und hoeflich laecheln, waehrend Frau gerissene Massoese sich geradezu ueberschlaegt: “Touch, touch, like baby feet!” Erwaehnte ich, dass die Babyfuesse doppelt soviel kosten wie die jungen tuerkischen Fischdoktoren?
dieser jungbrunnen zieht mich nun magisch an, dank deiner plastischen darstellung…
Aber Klys, unter uns, du hast das doch wirklich nicht noetig… Bei DEINEN Fuessen!