So, nun also alleine in Kambodscha, was soll man denn davon halten? Alleine ist ja auch nur halbrichtig, ich besuche ja zeitweise Familie Bommel und reise daher unter besonderem Schutz. Ich kam mal wieder in den Genuss eines lokalen Feiertages, dieses Mal aber ganz ohne Transportprobleme, und wurde erstmal in ein langes Wochenende auf dem Lande mitgenommen. Sehr nett da in Kompong Thom, auch wenn die archaeologische Leidenschaft aller Exkursionsteilnehmer nicht ganz fuer die prae-angkorianischen Tempel ausreichte. Dafuer gab es einen Pool und Enten und Kuehe, sehr wichtig fuer den Mini-Bommel.
Der Tag der Wahrheit rueckte naeher und ich machte mich auf, die Tempel von Angkor zu erkunden. Habe ich voll gut geplant (was ich ja nicht so darf, wenn mein treuer Gefaehrte mit am Start ist), am ersten Tag die kleinen Tempel, am zweiten Tag die grossen Tempel und am dritten Tag die weit abgelegenen Tempel. Im Hotel gab man mir ein kostenloses Fahrrad mit auf den Weg, was selbstverstaendlich auf die Koerpergroesse von Kambodschanern angepasst war, und den guten Rat, die Strasse langsam, aber stetig zu ueberqueren ohne gross nach rechts oder links zu schauen, den Rest wuerden die Mopedfahrer dann schon erledigen. Hab ich gemacht. Hat gut geklappt. An der ersten Ecke: Strasse unter Wasser. Das ist in Kambodscha nun nichts Ungewoehnliches, in der Regenzeit schon gar nicht, und alle fahren da auch ohne mit der Wimper zu zucken durch. Ich habe ordentlich gezuckt, vor allem, weil das Regenwasser ja nun modderig und damit intransparent ist und wer weiss, was da unter dem Wasser auf der Strasse liegt? Strassenbahnschienen z.B., der Albtraum eines jeden Fahrradfahrers. Ich waertete also auf den Helden, der mir das Rad auf die trockenene Seite traegt, aber ach, der war ja nach Australien entfleucht. Ich bin dann einfach durchgefahren, ganz ohne zu weinen.
Meine kleine Tempeltour war fantastisch, nicht so viel los da ausser den geschaeftstuechtigen Achtjaehrigen, die es nicht gut finden, wenn man keinen Ramsch kaufen moechte, der erstaunlicherweise immer einen Dollar kostet, egal was. Mein liebster Erpressungsversuch: “Wenn du zurueckkommst aus dem Tempel und dann immer noch nichts bei mir kaufst, werde ich anfangen zu weinen.” Ja, heul doch! Welche Position die Parkverwaltung zu Kinderarbeit vertritt weiss ich leider nicht, die wurde jedenfalls komplett uebernommen von einem der groessten Konzerne des Landes… Interessanter Fall, vielleicht schreibe ich da mal ne Doktorarbeit drueber. Wo war ich? Tempel. So nach 20km bekam ich natuerlich Schmerzen in Poeter und Knien, man wird ja nicht juenger, aber der Fahrtwind war auch angenehm, deswegen radelte ich und radelte und am naechsten Tag radelte ich immer noch, entdeckte meinen Lieblingstempel Ta Nei mitten im Dschungel, freute mich ueber alles und nix, fuhr in der rush hour im Dunkeln und im Nassen durch Siem Reap und am dritten Tage wollte ich einfach nicht mehr aufsteigen. Das war aber ein Problem, denn ich hatte Angkor Wat noch gar nicht gesehen, denn das Beste kommt zum Schluss! Reisen ist kein Zuckerschlecken, ich wuchtete meinen schmerzenden Koerper auf das Zwergenfahrrad (eine Frage der Ehre, Tuk-Tuk waere natuerlich auch gegangen) und holte mir mein fuenftes Gluecksbaendchen ab, einen roten Bindfaden, den die Nonnen mit Singsang “good luck for you toooooo” ums Handgelenk binden. Ich bin Wolle Petry.
Was ich am schoensten fand in Angkor war die Erkenntnis, dass da ja Menschen wohnen. Nicht in den Tempeln, versteht sich, aber in den Doerfern drum herum. Und nicht alle Kinder verkaufen Postkarten, sondern gehen in die Schule und baden in Kanaelen und fahren auf viel zu grossen Fahrraedern und freuen sich ueber Touristen auf zu kleinen Raedern. Ein Grund, warum ich nicht in Ehrfurcht erstarrt bin vor dem ganzen Steinweltwunder, das haette das Gesamtbild auch getruebt. Wie sieht das denn aus, erstarrte Touristin vor dem Bayon?
Schmunzel, schmunzel… Es ist immer wieder schön deine Reiseberichte zu lesen. Solltest du das zu deinem Beruf machen, kannst du die einen Fotografen sparen: Die Bilder sind einfach Klasse! Kussi aus Hennen
Liebe Mama, Schriftsteller ist doch kein Beruf! Ausserdem muss ich dann immer reisen, um Geschichten zu sammeln, dann bist du traurig. Ich werde besser Lehrerin.
Auch wir lesen die Berichte gerne und warten gespannt auf Neuigkeiten aus der Ferne hier im zur Zeit recht trüben A.
Da kann man sich M nur anschließen!!!
Mach‘ ein Buch davon!!!!!
Lieber KM, Schriftsteller ist doch kein Beruf! Ausserdem muss ich dann immer reisen, um Geschichten zu sammeln, dann ist das Muttertier traurig. Ich werde besser Lehrerin.
sehr hübsch! bitte werde schriftstellerin, keine lehrerin, das ist doch kein beruf…
Fein! Ich werde Schriftstellerin und du mein Fotograf, ein Bildband der besonderen Art. Financiers melden sich bitte ab sofort!
bin dabei!