Die meisten Dinge im Leben kann man hervorragend alleine tun, z.B. Bambuszug fahren. Da nimmt man sich ein Tuk-Tuk, sagt dem Fahrer, dass einem nach Bambuszug geluestet, und dann bringt der einen da hin. Ich wurde an der Station freundlich begruesst mit: “Guten Tag, ich bin Ihr zustaendiger Touristenpolizeibeamter und bin hier, um ein Foto von Ihnen zu machen.” Wie jetzt, Foto? “Na, von Ihnen auf dem Zug.” Das nenne ich Service. Als ich vor ein paar Jahren alleine eine Hochzeit besuchte und an der Reihe war fuer das obligatorische Paerchenfoto im Goldsilikonrahmen, bruellte der Fotograf einmal quer durch den Saal: “Wo ist denn hier die zweite alleinstehende Dame?” Charmant. Der Bambuszug rattert ausserdem so laut, dass man sich da sowieso nicht unterhalten kann. Wer das machen moechte, sollte sich beeilen, denn der zustaendige Touristenpolizeibeamte teilte mir mit, dass ich ein Glueckspilz sei, denn heute (also vor zwei Wochen) sei der letzte Tag, morgen werde der Bambuszug abgeschafft. Ich war ganz unglaeubig, er hat dann eingeraeumt, dass es morgen oder demnaechst sein kann. Abgeschafft wird er aber, ganz sicher. Eine weitere empfehlenswerte Singleaktivitaet ist ein Ausflug nach Kep, genauer Kep-sur-Mer, das ehemalige Saint-Tropez von Kambodscha. Den Roten Khmer war das alles zu dekadent, die Villen stehen noch als Ruinen und seitdem ist in Kep nicht viel passiert. Das wiederum fuehrt dazu, dass man sehr schnell mit den einheimischen Transportbeauftragten in Kontakt kommt, die ungefragt Sightseeing fuer den Alleinreisenden auf die Beine stellen. Oder auch mal sehr genau abfragen, wer man denn so ist (Familienstand, Anzahl der Kinder, Beruf, Alter, Schuhgroesse der Nachbarin der Omma,…). Sozusagen das Alleinunterhalterprinzip umgekehrt: Ganz viele Unterhalter unterhalten einen einzigen zu Unterhaltenden.
Andere Dinge gehen nicht so gut alleine. Die Freude darueber, dass sich das Friskis&Svettis-Konzept nun auch in Kambodscha durchsetzt, haette ich schon gerne geteilt. Es juckte mich in den Fuessen, als die Damen mit dem Hufeschwingen loslegten, Aerobic am Fluss in der untergehenden Sonne. Aber alleine macht man das ja nicht, sonst ist das nur Spass fuer die anderen und man selber schaemt sich. Waere nur einer meiner Friskis-Brueder und -Schwestern dabei gewesen, haetten wir die Veranstaltung ganz sicher gerockt! Was man noch schlechter, naemlich gar nicht, allein machen kann, ist ein Ausflug in den Bokor Nationalpark mit Besuch der Hill Station. Was macht der kluge Alleinreisende? Gruppenreise buchen!
Exkurs Hintergrundinfo: Die Hill Station entstand, nachdem Napol-ong (laut guide) die Franzosen nach Kambodscha geschickt hatte und die sich dann ganz schrecklich nach der franzoesischen Kaelte sehnten. Deswegen baute man auf 1.000m Hoehe ein Kasino, Hotels und eine katholische Kirche, was will der Franzose mehr? Nun verschwanden die aber irgendwann wieder in ihr Eisland, woraufhin sich die Roten Khmer einnisteten. Die schmissen eine unbekannte Anzahl von Menschen ueber die Kante im Garten des Kasinos in den Dschungel und als die Vietnamesen zur Befreiung anrueckten, verbarrikadierte sich der letzte General in der Kirche (die praktischerweise ein Bad und eine Kueche hat) und lieferte sich Gefechte mit den Vietnamesen im Kasino. Dann passierte erstmal nix, bis die Regierung den Nationalpark mit der Hill Station an den Menschen verkaufte, der eine Tankstellenkette, eine Hotelkette, und – wir erinnern uns – die Verwaltung von Angkor besitzt. Nun baut der Mann neben einem zwoelfstoeckigen (!) 5-Sterne (!!) 500 Betten (!!!) Hotel noch eine Strasse, damit die Menschen (welche auch immer) dann auch dahin kommen. Dafuer muss man ein wenig Regenwald abholzen und -brennen sowie dann und wann Steine aus dem Berg sprengen, das ist gefaehrlich. Deswegen duerfen Touristen je nach Stimmungslage gar nicht, teilweise, nur in Gruppen oder mit viel Schmiererei da hoch. Die Strasse bauen uebrigens, deja-vu, die Chinesen. Exkursende.
Die Gruppe bestand aus 15 Teilnehmern, die im auf afrikanische Art zunaechst in einen Minibus und danach auf einen Pickup gequetscht wurden. Und siehe da, mehr als die Haelfte der Teilnehmer gehoerte meiner Lieblingsspezies an, den Flipfloppern! Flipflopper tragen NIE festes Schuhwerk, nicht im Flugzeug, nicht im Buero und schon gar nicht im Dschungel. Schon gar nicht 3 Stunden lang im Dschungel im Regen. Wir mussten aufgrund der Sprenglage tatsaechlich laufen. Hoch ging noch, aber runter ging gar nicht. Ich meine, vielleicht macht das auch irrsinnig Spass, aber die Blutegel muessen doch auf Dauer stoeren?!
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