Nach laengerer Abstinenz vom Wildlife hatte ich Lust auf Tiere – angucken, nicht essen. Australien hat da ja einiges an Absonderlichem zu bieten, daher unternahmen wir einen Ausflug nach Phillip Island, wo man fuer recht viel Geld allerlei Getier bestaunen kann.
Die Robben kann man nur durch Fernglaeser beobachten, die lassen wir mal weg. Die angefahrenen Walladingsbums am Strassenrand zaehlen auch nicht, obwohl sie Masu zur lustigen indonesischen Fahrhaltung verleiteten: eine Hand am Lenkrad, eine Hand auf der Hupe. Wenig eindrucksvoll auch der Bauernhof, wo Nutztiere vom Pferd bis zum Karnickel streichelbar sind. Tiere voll genervt vom Streicheln, wir wollten irgendwie auch nicht weiternerven, mal davon abgesehen, dass Meerschweine und Huehner keine Riesenattraktion sind. Leider hatten wir auch fast alle angebotenen Programmpunkte verpasst (ueber das entgangene Kuehemelken war ich tatsaechlich traurig), es blieb nur noch das Bumerangwerfen uebrig. Der Bespasser liess die Besucher also die Bumerangs ueber die Wiese schmeissen, was irgendwie ans Apportieren erinnerte, denn die Dinger kamen nicht zurueckgeflogen, sondern mussten eingesammelt werden. Nachgehakt beim Bespasser sagt der: “Nee, die kommen nicht zurueck, das sind so Touristen-Bumerangs, keine echten, mit denen geht das gar nicht.” Ach so. Ja, dann gucken wir uns noch das antike Bauernhaus aus dem 20. Jahrhundert an und finden uns damit ab, dass dies die Antike der Besatzungsgeschichte (autsch) Australiens ist.
Viel interessanter weil exotischer: die Koalas. Koalas sind ja bekannt dafuer, dass sie ausschliesslich Eukalyptusblaetter essen und davon auch nur die allerleckersten. Das gibt ihnen so wenig Kalorien, dass sie 20 Stunden am Tag nur abhaengen und sich allerhoechsten mal am Po kratzen koennen. Ich finde, die Vermutung liegt nahe, dass die wenig nahrhafte Nahrung eine faule Ausrede ist fuer das suesse Nichtstun, immerhin koennten sie ja auch mal was anderes essen, Muesliriegel oder so, dann haetten sie genug Power fuer Aktivitaeten wie Stepaerobic, Armdruecken oder sei es nur Aquarellmalerei. So aber bricht das Publikum schon in Jubelschreie aus, wenn der dicke Koala sein Gewicht von links auf rechts verlagert und dabei seine Augen um wenige Millimeter oeffnet. Schoenes Leben haben die, aber mein Blutdruck wuerde das nicht verkraften, ich wuerde vom Baum fallen. Um die Koalas rum wohnen uebrigens auch sehr huebsche Voegelchen, Papageien zum Beispiel. Die haben wir beiden Hobby-Ornithologen auch gleich einwandfrei als solche erkannt, waehrend es beim Kakadu noch Bestimmungsschwierigkeiten gab. Masu: “Guck mal, da oben sitzt eine fette weisse Taube.” Friedenstaube, is klar.
Hauptattraktion der Insel ist jedoch die Pinguin Parade. Und das funktioniert so: Eine Kolonie von Zwergpinguinen kommt jeden Abend aus dem Meer und will ins Bett. Weil die Pinguine aber Schisshasen sind, trauen sie sich nicht alleine ueber den Strand drueber, sondern gehen in Gruppen. Das sieht ganz herzallerliebst aus, weil zum einen Pinguine eben die niedlichsten Tiere sind wo gibt und man zweitens vermutet, sie wuerden ihr Tun reflektieren und nur mit ihren besten Freunden watscheln und sich am besten vorher im Meer mit ihnen verabreden und so weiter und so fort. Um das Spektakel menschen- und pinguinfreundlich zu gestalten, hat man eine Art Tribuene auf den Strand gebaut, wo die Menschen der Pinguine harren. Sehr lange harren, denn beim Ticketkauf wird man darum gebeten, eine Stunde vor Sonnenuntergang vor Ort zu sein, weil es dann Praesentationen gibt. Da will der informationsgierige Tourist sich nicht lumpen lassen und hockt sich auf die Tribuene, die Praesentation besteht jedoch leider nur aus dem Hinweis, dass Bild-, Film- und Tonaufnahmen verboten sind und man gefaelligst sitzen bleiben soll, weil die anderen Kinder sonst nichts sehen koennen. Das aber immerhin auf englisch, japanisch und chinesisch. Die restlichen 58 Minuten sind nicht so spannend, was mich dazu trieb, das Seniorenpaar aus dem Ruhrpott hinter mir zu belauschen.Zuerst noch Triviales: die englische Thronfolge. Sie: “Also, die Betty (Betty???) hat ja vier Kinder, die hat die Anne und den Schahlz und den, der die Fergie geheiratet hat, und dann ist da noch der, der…” Er: ”Der ist schwul.” Jetzt aber ein bisschen was Intellektuelles: Literaturverweise. Er: “Ich komme mir hier vor wie Ernest Hemmingway. Der alte Mann und das Meer.” Sie: “Ja, ich sach ma, warten auf Godot.” Am Ende: die Einsicht. Sie: “Boah, ich habe noch nie so lange so bloed auf Wasser geguckt.” Er: “Ich auch nicht.”
hach annikalein. ich wuenschte ich koennte mich rueberbeamen, oder eher, rum. immer schoen zu deinen blogs aufzuwachen. aber hey, was ist mit den haien? da gibt es doch so sachen wie im kaefig abtauchen und so? nee? oder doch ohne kaefig? und ueberhaupt, wo sind die surfer boy photos?
Gurrr, gurrr, gab es auch einen Zaunpfahlvogel zu sehen?
Falls ja, bitte ich um exakte Beschreibung für mein
Bestimmungsbuch!
L.G. vom M.
Danke für das Ruhrpott-Paar. Ganz großes Kopfkino…
Huch, ein Klys taucht auf aus der sudanesischen Internetwueste, wie schoen! Muss ich doch gleich mal in der Reisedepesche nachforschen, was bisher geschah…