Nie sind mir so viele Menschen begegnet (genauer: Frauen) wie hier, die nach Beziehungsdramen in der Heimat die Flucht ergriffen haben. Das wird geografisch bedingt sein, solange die Mondfahrten noch nicht erschwinglich sind, kann man ja nicht weiter abhauen als einmal quer durch die Erde. Mein Lieblingsfluechtling war ganz klar die Amerikanerin, die ihre bereits durchgestylte Hochzeit kurzfristig abblies, als ihr Zukuenftiger nicht das adaequate Interesse fuer die Planung der Hochzeitsreise aufbrachte. Als Konsequenz tanzte sie sich durch die Melbourner Naechte, um anschliessend auf Bali ihren Koperper zu entgiften und sich dann ihre Brueste in Bangkok aufblasen zu lassen. Welch ein Reifeprozess, und alles nur wegen einer geloesten Verlobung! Bloed fand sie nur, dass alle Welt Parallelen zwischen ihrem Leben und dem Bestseller “Eat, Pray, Love” sah. Hm. Hiess ja nicht “Party, Detox, Pimp my Tits”. Die Menschen haben Assoziationen…
Fuer mich ist Australien keine Flucht, sondern eine Pause vom ganz normalen Reisewahnsinn. Mein Herz ist auch nicht gebrochen, aber es haengt mittlerweile. Nicht am Prinzip Australien, aber an Melbourne. Nach Wochen des Haderns und der wiederkehrenden Unzufriedenheit stellte ich die Frage, die wir in jedem Land einmal abhandeln: Koenntest du hier leben? Bloede Frage an und fuer sich, man kann ueberall leben, zumindest fuer eine bestimmte Zeit. Masus Antwort kam aber unerwartet uneingeschraenkt mit “Ja, klar!”. Und da ging mir das Flutlicht auf: Wohnung am Strand in einer der internationalsten Staedte der Welt, wo immer irgendwo eine Lieblingsband konzertiert und das “no worries, mate” allzeit bereit vorne im Mund liegt – natuerlich kann man hier hervorragend leben! Ohne es gemerkt zu habaen, war ich in Melbourne verliebt. Die traurige Wahrheit, warum ich es nicht eher gemerkt habe, ist das Geld bzw. Nichtgeld. In jedem der bisher bereisten Laender lag mein “Reichtum” sehr bis unvorstellbar deutlich ueber der lokalen Preisstruktur. Hier ist es umgekehrt. Ich fahre kein Taxi, gehe nicht in Restaurants, Kinotag ist Dienstag und chronisch underdressed bin ich auch. Dieses Mal ist das Hauptproblem, mit Leuten vor Ort in Kontakt zu kommen eben nicht, dass sie sich das nicht leisten koennen, was ich tue, sondern ich bin sozusagen selber der Malawier. Wenn das keine gewonnene Einsicht ist! Ueberwinde deinen eigenen Wohlstandschauvinismus. No worries, mate!
aber du bist doch reich! hast du gesagt! wasnu.
Ich sagte gut situiert. Und in drei Tagen bin ich wieder reich und kann meine Fuesse angucken. Hoffentlich erschrecke ich mich nicht… Long time no see.
Hi Anni-Mate, happy new year! Schöner Text; man merkt, dass da die Emotion besonders schwingt. – Wir trafen im Sommer in Thailand ein Pärchen aus Melbourne, das meinte schlicht: „The best City to live in“. Confirmation also! Tja, aber auch wir sind Fluechtlinge, fluechten in unsere etablierten Welten. Na ja, ist doch auch legitim. Das kann schon rauh werden, so ohne Rahmen. Kommt mal lieber wieder zurueck. Liebe Grüsse Henning
Mache ich… Rosticceria gibt es selbst in the best city ever nicht! Ich schreibe in meinen mentalen Kalender: Freitag, 1.4., 12:30, Henning.
Was ist am 1.4. um 12.30 Uhr mit Henning? Kommt er auch zu meinem Geburtstag? Falls ja, bitte bestätigen – ich hole dann noch eine Kister Bier zusätzlich!
Zusatzfrage: Verträgt sich Bier rein kulinarisch mit dieser unaussprechlichen italienischen Speise (die ich bislang gar nicht kannte) oder nehme ich besser eine Kiste Rotwein?
Klärt mich auf!
Gruß und Kuss vom best-ever Father!!
(Das musste auch mal gesagt werden!!)