Manchmal ist es ja so, dass man sich Dinge vornimmt im Leben, die einem ganz gross und ungeheuerlich vorkommen, und dann macht man sie und denkt sich “pah, das war jetzt aber nicht so spektakulaer”, sozusagen der Herr Tur Tur unter den Herausforderungen. Bei mir war das beispielsweise linksrum Autofahren. Dann gibt es auf der anderen Seite eigentlich winzige Dinge, denen man grosskotzig nur einen Blick aus dem Augenwinkel zuwirft und sie mal eben in der Werbepause zu erledigen versucht, bis man feststellt, dass es sich in Wahrheit um die kleinste Ratte mit dem laengsten Schwanz der Welt handelt, die einem den letzten Nerv und/oder Cent raubt. So verhaelt es sich gerade mit mir und meinen Fuessen.
Ich habe gelobt, meine Fuesse zu moegen, sie nicht mehr als verkrueppelte Haende oder nutzlose Schuhfueller zu betrachten, sondern als gleichwertige Koerperteile eines Gesamtkunstwerkes (hust). Ok, mir ist schon wieder ein Zehennagel abgefallen, aber das liegt sicher nicht daran, dass ich ihn nicht vorher lackiert hatte, sondern eher an extensiven suedostasiatischen Massagen, teilweise sogar durch attraktive tuerkische Fischjuenglinge. Was ist so schwer daran, sie anzunehmen? Sie haben mir ja nix getan, eher andersrum. Nun weiss ich es, Indien hat mich erleuchtet! Es liegt einfach daran, dass ich sie nicht sehen kann! Sie befinden sich knapp 180cm entfernt von meinen Augen, die leider seit einigen Jahrzehnten nicht mehr in der Lage sind, auf solche Entfernungen zu fokussieren. Mit entsprechenden Sehhilfen klappt das natuerlich ganz gut, aber Fuesse sind meistens nackig, wenn die Augen auch nackig sind. Aha, ich kann meine Fuesse also nicht leiden, weil ich sie nicht kenne, ein klassischer Fall von Xenophobie. Sowas ist ja heutzutage gar kein Problem mehr.
Ich begab mich in die kundigen Haende von Dr. Shroff und bat ihn, meine Fuesse statt am Ende meiner Beine an meinen Schultern anzubringen. Er hatte Einwaende, fand es unaesthetisch und wies mich auch darauf hin, dass man in buddhistischen Gegenden niemals mit Fusssohlen auf Menschen zeigen sollte, das haette ich auf meinen Reisen doch sicherlich, zumindest das doch wohl!, gelernt, und das sei mit Fuessen neben dem Kopf ja nun unumgaenglich, das ginge nicht. Als er das Unglueck in meinen Augen sah, seufzte er, faselte etwas vom Berg und vom Propheten und wackelte mit dem Kopf. Dann ging alles ganz schnell. Zwei zwergenhafte Sprechstundenhilfen ueberwaeltigten mich und schnallten mich auf einem Tisch fest, breiteten mehrere Laken ueber mich und schwenkten Weihrauch, waehrend sie mit ihren und meinen Ahnen wehklagten. Von oben sah ich bunte Lichter auf mich niederfahren, jaeh schob sich das Gesicht von Dr. Shroff in mein Blickfeld, der mit den Worten “smile, you are getting filmed” ein Skalpell zueckte, mir meine Augaepfel anritzte und Platz machte fuer ein Raumschiff, dessen Insassen mich mit Laserstrahlen beschossen. Als ich auf dem Planeten Metro Palace erwachte, oeffnete ich langsam meine Augen, schaute auf den riesigen Flachbildschirm an der gegenueberliegenden Wand und las Pa-Na-So-Nic. Wie war das moeglich? Wie konnte ich so kleine Buchstaben in so grosser Entfernung entziffern? Ein wohliger Schauer der Erkenntnis kam ueber mich, ich wackelte mit den Zehen und betrachtete liebevoll meine Fuesse. “Hi”, hauchte ich.
Was ist denn jetzt passiert…? Verstehe nur Bahnhof!
Liebe Grüsse
Henning
Sorry, ich rede wirr, das kommt vom Curry. Nix passiert, nur Augen lasern lassen!
Hast Du bei der Kosten-Nutzen-Rechnung eigentlich auch bedacht, dass mit die Unmengen an Rupien mit den Einsparungen bei Optik-Hönl in Chicken-City verrechnen muss? Dann ist die wieder erstarkte Sehschärfe nicht nur kosmetisch, sondern auch ökonomisch begründbar! Ökonomie ist immer ein besseres Argument als Eitelkeit – vielleicht bist Du im Nachhinein jetzt noch überzeugter von der Richtigkeit Deines Handelns.
Ich bin mal gespannt, ob Du mich am 19.3. ohne optische Hilfsmittel in der Masse der sehnsüchtig Wartenden erkennen wirst. Ich habe übrigens eine neue Brille, wobei ich im Moment gar nicht weiß, ob ich die schon hatte, als Du abgedüst bist. Besorge mir mal eine Adresse eines indischen Arztes, der derartige Defizite behandeln kann, notfalls auch mit Laser.
Bis denne – fasa-enimel
eine wundervoll weitsichtige geschichte 😀