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Archive for the ‘Afrika’ Category

Wieder hat Afrika sich an kein einziges Vorurteil gehalten! Trotz Umsteig-Zwischenstopp-Airlinewechsel-Propellermaschinen-Flug kamen wir ohne Verspaetung, dafuer mit Gepaeck in Dar es Salaam an. Dar ist vor allem eins: heiss. Unangenehm heiss. Besonderes Geruchserlebnis ist der Fischmarkt in der Nachmittagssonne, neben dem man stundenlang ohne Klimaanlage im Stau steht. In unserer neuen Unterkunft wurden wir von unserem neuen Gastgeber, dem Franzoos, herzlich mit “Elloooo Leddies, welkamm ooohm!” begruesst. Das neue Heim (Banda Nr. 15) sieht von aussen deutlich einladender als von innen aus:

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Banda

8qm, Doppelbett, keine Fenster, mit Badezimmer (Salzwasser, ausschliesslich). Nina und Annika on honeymoon! Der Ausblick entschaedigte uns aber fuer einiges…

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Room with a view

Es waere alles ganz romantisch gewesen, wenn der ugandische Hahn ohne Biorhythmus, der uns bis dato noch vor den Gluecksbaerchis aus Ninas Handy geweckt hatte, nicht abgeloest worden waere durch einen unmusikalischen Muezzin. Der konnte nicht schoen, aber sehr laut und ausdauernd singen, nee, rufen. So ab 4:00 morgens, open end.

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Dar es Salaam Skyline

Neues Land, neue Transportmittel und -wege! Um ins Stadtzentrum zu gelangen, mussten wir eine Shuttlefaehre nutzen, die eine gelungene Kreuzung aus U35 und MS Schwalbe darstellt.

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U35 aka MV Magogoni

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MS Schwalbe

Diese Faehre kann mit jeder Art von Transportmittel genutzt werden, am geeignetsten schien uns das Bajaj, das in anderen Teilen der Welt als Tuk-Tuk oder Rikscha bezeichnet wird. Unser neuer Freund Henry schaffte es jeden Tag, uns an der wartenden Schlange vorbeizuschleusen, und zwar mit unlauteren Mitteln (falsch herum durch Einbahnstrassen, konstantes Weggehupe von Fussgaengern, diverse Beschleunigungsgelder, etc.). Es besteht ausserdem begruendeter Verdacht, dass er uns am Ticketschalter als Behinderte ausgewiesen hat, um schneller an Deck zu kommen.

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Henry, Bajaj, Passagier

Highlights der ersten Arbeitswoche:

  • Der erste Botschaftsbesuch (wir sagen jetzt mal nicht welche) offenbarte, dass man dort im Dienst Flipflops tragen darf. Allerdings war auch die Klimaanlage kaputt.
  • Ueber das tansanische Justizsystem erfuhren wir, dass Aktenfuehrung ein Problem ist. Zitat: “Gehen Sie mal im Gericht in die Registratur, da fallen Sie tot um!”
  • Bei einer Vergabestelle wurden wir erneut des Feldes verwiesen, weil wir nicht nachweisen konnten, dass wir von Markus zu Forschungszwecken angeheuert und dazu auch authorisiert worden waren. Dafuer wurden wir dieses Mal nicht verhaftet.
  • Ein vermeintlicher Wissenschaftler, der uns freundlich begruesste mit “Welcome to Tanzania, welcome to Islam”, zu Vergaberecht aber nicht so viel zu sagen hatte.
  • Eine Zweigstelle der Vergabebehoerde im Industriegebiet, wo es wieder mal aussah wie bei der Opelscheune. Dort wird Benzin und Druckerpapier gehortet. Wir sind immer noch stolz, dass wir das ueberhaupt gefunden haben! Innen allerdings im Kontrast ausgestattet mit roten Plueschsofas und Plastikblumen.
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Opelscheune II

Sonntags machten wir einfach mal nix.

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Puhlen

Wie immer hatten wir Gesellschaft von wunderlichen Menschen, von alten und von neuen Freunden. Da waeren: Die Besatzung des Tucan-Trucks Tom, die uns bereits aus Nairobi und Kampala bekannt waren; ein Paerchen, das einem James-Bond-Film entsprungen war und die karge Herberge in grosser Abendgarderobe aufsuchte; eine Jesus-Reinkarnation, der uns ein neues Barspiel beibrachte (Silvesterboeller hinter die Bar schmeissen, wenn keiner hinguckt); und alternde Suedafrikaner, die gerne ihre rassistischen Lebensweisheiten mit uns teilten.

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Mikadi Beach

Zum kroenenden Abschluss besuchten wir die Pan-Afrikanische Antikorruptions-Konferenz im feudalen Serena-Hotel. Dort gibt es eine Klimaanlage, und die ist entweder an oder aus. Meistens war sie an, und seitdem hat Nina Maralia. War aber ansonsten ganz spannend, einige neue und auch bekannte Gesichter, aber wie es immer so ist: Wenn es am schoensten ist, soll man aufhoeren.

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Hausstrand

Und jetzt: Sansibar oder der letzte Grund!

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We monitor compliance

Kenya Airways ist gar nicht so schlimm, es sei denn, man sitzt neben Chinesen! Aber auch das ging vorueber, und wir wurden mittels Namen-Pappschilds am Flughafen Entebbe puenktlichst und herzlichst empfangen. In der Herberge wartete bereits ein einaeugiger Rezeptionist mit einer dreibeinigen Katze (lt. Nina beide aber ansonsten “gut in Schuss”) darauf, uns in unsere Gemaecher zu fuehren. Die Villa Piri-Piri verfuegte ueber 60qm Lebensraum mit Kueche und Wohnzimmer, welch Luxus!

Villa Piri-Piri

Villa Piri-Piri

Im Garten befand sich ein Pool, der geraeumig Platz fuer zwei Personen bot, daher hier auf besonderen Wunsch die ersten Bikini-Fotos.

Baywatch

Baywatch

Samstag ist nicht nur Bade-, sondern auch Waschtag, und das wird hier selbstverstaendlich mit der Hand erledigt!

Saturday is laundry day

Saturday is laundry day

Zu Anfang der Woche beschlossen wir, dem Grossstadtleben noch aus dem Weg zu gehen, und luden unsere Interviewpartner zu uns nach Hause ein. Die Socken haben wir vorher abgenommen. Ab Dienstag wurden wir dann aber wild und befuhren alles, was sich anbot. Boda-Bodas (Motorradtaxis) bieten sich immer an, allerdings besteht keine Helmpflicht…

Careless driving

Careless driving

Careful sitting

Careful sitting

Lohnenswert war der Besuch des ugandischen Parlaments, wo wir zunaechst ca. 8 Stationen durchliefen, bevor wir ohne Geld, Handy oder sonstiges in den Plenarsaal gelassen wurden. Die Sitzung erinnerte stark an einen britischen Karnevalsverein aus dem 19. Jahrhundert. Der Parlamentssprecher sitzt unter einem betagten Samtbaldachin, vor dem sich die Zuspaetkommenden verbeugen muessen (also alle), hat ein goldenes Zepter und eine ehemals weisse Loeckchenperuecke. Er wird eingelassen von zwei Traumschiffkapitaenen, die den Rest der Zeit damit beschaeftigt sind, Zettelbotschaften zwischen den Abgeordneten hin und her zu tragen. Waehrend der Debatte lief ein munteres Reise nach Jerusalem-Spiel: Wer was zu sagen hat, verliert seinen Sitzplatz, weil die anderen Nachruecken. Das ist besonders dann lustig, wenn der Redner sich wieder auf seinen alten Platz fallen laesst, ohne zu merken, dass der schon anderweitig belegt ist…

Terminlich laeuft alles weiter wie am Schnuerchen. Kurzfristig entstand Verwirrung, als wir nett von einem Mitarbeiter einer grossen deutschen Implementierungsagentur begruesst wurden, und erst einige Zeit spaeter feststellten, dass es der falsche Mann war. Seitdem wissen wir, wofuer es Visitenkarten gibt. An einem der Grosskampftage hatten wir nicht mal Zeit fuer ein angemessenes Fruehstueck, weswegen wir nach dem dritten (!!!) Termin ein Chapati am Strassenrand kauften und kauten. Das war ein interkultureller Super-GAU, da in Uganda auf der Strasse nicht gegessen werden darf. Wir folgten daher der freundlichen Einladung in den Rezeptionsschuppen des Gesundheitsministeriums, wo Nina und der Rezeptionist Vincent erstmal ihre Personalausweise tauschen mussten, bevor weitergegessen werden konnte. Namen sind hier sowieso ein Problem, es gibt naemlich keine richtigen Vor- und Nachnamen. Es gibt nur “name” und “the other name”. Nina zu Vincent: “ You know, in our country, we put the first name… hm… first.” Fand Vincent nicht einleuchtend.

Vincent & Reit

Vincent & Reit

Da wir den Auftrag von unserem Vorgesetzten hatten, auch mal Spass zu haben, knuepften wir schnell Kontakte mit Eingeborenen. Das ist an sich nicht schwierig. Falls wir mal kein Geld mehr haben sollten, verkaufen wir uns gegenseitig. Mit unseren neuen Freunden teilten wir die eine oder andere Pizza und wurden schliesslich zum Kochabend in die Lehmhuette eingeladen, wo wir mit unseren Schnippelfertigkeiten beeindrucken und beweisen konnten, dass wir tatsaechlich zu Hause kein Personal beschaeftigen.

Godfrey & Nina

Godfrey & Nina

Anthony & Annika

Anthony & Annika

An unserem freien Samstag fuhren wir mit Gutfried nach Jinja und bewunderten die Quelle des Nils, den Regenwald, Tee- und Zueckerrohrfelder. Auf dem Rueckweg wurde Gutfried und damit auch wir mal wieder festgenommen. Zuerst wegen telefonieren am Steuer, da das aber widerlegbar war, wegen Alkohol am Steuer, was nicht widerlegbar war, aber auch nicht ueberprueft wurde. Es bestand die Wahl zwischen Auto abschleppen, eine Nacht im Gefaengnis fuer Gutfried und verpasster Flug fuer uns plus 300 USD Strafe oder aber Bestechung des Polizeibeamten. Wir entschieden fuer die zweite Option (billiger und schneller). Das war tatsaechlich ein extrem unangenehmes Gefuehl…

Der Nil

Der Nil

Der Nil & wir

Der Nil & wir

Der Nil, Nina und Godfrey

Der Nil, Nina und Godfrey

Trotz allem hat uns Kampala sehr gut gefallen, weniger Smog, mehr Shopping (wir passen jetzt in Groesse 34 auf der afrikanischen Groessenskala!), mehr gruen, mehr Pizza, mehr Fruehstuecksauswahl,… Als naechstes werden wir eine Propellermaschine der tansanischen Fluggesellschaft besteigen, aber vielleicht hoeren wir nochmal voneinander!

Our mission

Our mission

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Es gab also Burger…

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Abendbrot

Jede schoene Woche beginnt mit einem Montag, fuer Bedienstete des oeffentlichen Dienstes erst mittags, was die Fahrzeit auf grandiose 90 Minuten reduzierte. Wir schlugen puenktlichst bei der Kenya Airport Parking Services auf, endlich mal einen Bieter sprechen, und zwar einen sehr netten, wo es Ananassaft und Plaetzchen gab. Danach nahm das Schicksal seinen Lauf mit einer Fahrt ins praetenzioese Gigiri, wo die UN, die US-Botschaft und die Deutsche Schule wohnen. Leider schafften wir es nicht mit Ninas abgelaufenem Personalausweis auf den UN-Campus, daher trafen wir unseren UN-Kontaktmann in der UN-Coffee Lounge oberhalb des UN-Swimming Pools und luden ihn auf eine Cola Light ein. Es gab schockierende Einblicke in die politische Lage im Land: Korruption, Korruption, Korruption. Als Kenianer hat man (lt. Kontaktmann) drei Optionen: Be part of the system, leave or remain poor. Na bravo! Diese bahnbrechenden Neuigkeiten kosteten uns weitere zwei Stunden Autofahrt und 6.000 Ksh. Schoen fuer Paul…

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Motto der Woche

Dienstag war mit Arbeit gesegnet, vorlaeufiger Rekord in Sachen Interviewfrequenz und Fahrzeit pro Strecke (6 Stueck / 150 Minuten). Da wir den ersten Termin verschieben mussten, hatten wir Zeit fuer einen Spontanbesuch beim Procurement Manager der University of Nairobi.

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Was sich niemand zu sagen traut…

Das Gespraech war kurz, aber eindrucksvoll. Wir hatten zwar Visitenkarten, wurden aber trotzdem als Spione der Regierung oder Terroristen eingestuft, da wir die entscheidende Frage nicht beantworten konnten: “Have you been cleared” Wir : “Watt???” Er: “CLEARANCE!”. Um eine Eskalation zu vermeiden, gingen wir freiwillig in die Mensa.

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Annika arbeitet in der Mensa

Und von dort zum IEE-Pendant von Nairobi, die wiederum sehr, sehr nett zu uns waren. Aus Hoeflichkeit musste Annika dort eine komplette Tasse Milch zu sich nehmen, die kurz mal am Tee vorbeigerutscht war. Puh. Weiter ging es zum Kenya Institue Supplies Management zu Hedwig, Head of Secretariat. Hedwig ist ein Mann. Ein kenianischer Mann. Das ist auf den ersten Blick wirklich sehr verwirrend! Dann noch alte (Chairman der kenianischen Vergabekammer) und neue Bekannte (Vergabeanwaelte) und zwischendrin ein Taxifahrer, der uns doch tatsaehlich im Taxi einsperrte, weil wir nicht bereit waren, den Preis zu zahlen, der dreimal so hoch war wie vereinbart. Frech. Immerhin konnten wir ihn runterhandeln und kamen frei. Zum Glueck holte uns Paul mit Staceys Bruder Tupac ab, einem Land Rover ohne Saugrohr und ohne Sitzmoeglichkeiten fuer Personen ueber 1,79m im hinteren Teil des Wagens. Netterweise ist Paul aber Umwege ueber Asphaltstrassen gefahren, damit Nina sich die Schaedeldecke nicht am Wagendach zertruemmerte (obwohl sie ihm versicherte, dass sie ihren Kopf am Abend nicht mehr brauchen wuerde).

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Nairobi Skyline

Nach diesem erfolgreichen, aber ermuedenden Tag schoben wir Termine auf dem Land in Karen ein, um am Donnerstag wieder frisch gestaerkt und zum letzten Mal in der Innenstadt aufzuschlagen. Eigentlich waren wir eingeladen zu einem Workshop in Narok, was landschaftlich und auch inhaltlich ein Highlight gewesen waere, passte aber zeitlich leider nicht mehr. Bei der Vergabebehoerde war es stattdessen nett wie sonst auch, dann trieben uns ein wenig im Traejscherrie herum, wo die Stimmung wie immer praechtig war,

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Nina arbeitet im Traejscherrie

und entschlossen uns zu einem Verdauungsspaziergang in Nairobi City Center. Wertgegenstaende wurden sicher im Schuh verstaut, Sicherheit geht vor! War trotzdem keine gute Idee, wir sind zwar nicht ausgeraubt, erschossen oder ueberfahren worden, allerdings nur knapp dem Smogtod entronnen. Nachdem wir die freie Zeit bis zum naechsten Termin optimal ausgenutzt hatten, mussten wir leider feststellen, dass die Kontaktfrau leider nicht da war. Hm. Also die ueblichen zwei Stunden auf Paul warten, in denen Annika heldenhaft Nina vor Malaria bewahrte, indem sie die Aufmerksamkeit der Muecken auf sich selbst lenkte.

Letzter Abend! Gab Kaffee und Kuchen!

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Kaffee

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Kuchen

Dann nur noch Abschiedsschmerz von unseren Lieben. Kein Schoener Wohnen mehr mit Dougie, keine lustigen Fahrten mehr mit Paul und Stacey, keine Burger mehr… Kampala nur noch eine Kenya Airways-Stunde entfernt!

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Paul & Stacey

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Jede gute Dienstreise beginnt im Mitropa-Wagen der Deutschen Bahn. In unserem Fall mit nur einstuendiger Verspaetung (Personen auf der Fahrbahn in Essen-Kray) und mit warmen Speisen und Getraenken erst ab Koeln. Also alles wie immer. In Frankfurt lernten wir dann unsere Mitreisenden kennen, die allesamt Hannelore und Guenther hiessen, in Ausfuehrung Fruehrente und Honeymoon verfuegbar, alle mit schicken Safari-Hueten der Hausmarke von Decathlon gekleidet. Wir verstanden recht schnell, dass es sich nicht um einen Flug mit Business-Kaspern nach Nairobi handelte, sondern um den Mombasa-Touribomber mit Zwischenlandung in Nairobbery. Obwohl wir beide muede und gross waren, keine Plaetze am Notausgang mehr frei. Skandal. Also Plan B: Annikas letzte Reihe Trick, der uns immerhin 4,5 Plaetze fuer zwei Personen bescherte und entsprechend viele Condor-Decken. Zur Begruessung gab es Gin Tonic, erste gute Nachricht des Tages! Bei Ankunft kam unser gebuchter Flughafen-Transfer – Ueberraschung! – nicht. Machte nichts, Taxifahrer gibt es ja viele. Aergerlicher dagegen war, dass auch bei unserer Unterkunft niemand anzutreffen war, weil der Chef immer erst um 9 Uhr kommt. Selbst die beiden ausgebildeten Wachhunde Yellow und Blackie ignorierten uns. Unser gebuchtes Luxus twin-bed-ensuite-Zimmer hatte dann leider doch kein Badezimmer, das war uns aber schon erstaunlich gleichgueltig. Waehrend wir die ersten baked beans von vielen zum Fruehstueck verspeisten, beobachteten wir aus dem Augenwinkeln, wie verschiedene Betten hin und her geschleppt wurden, und kaum war der Chef anwesend, war schwuppdiwupp das Komfortzimmer fuer uns umgebaut worden. Ab dem zweiten Tag gab es sogar heisses Wasser, dafuer aber keinen Waermeregulierer, aber wir moegen ja warm!

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Karen Camp von vorne

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Muellabfuhr

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Black & Yellow

Warm ist ein gutes Stichwort, denn Nina musste schmerzlich feststellen, dass es in Afrika sehr kalt sein kann. Danke an Juergen, der dringend von einer zweiten Fleecejacke abgeraten hat! Es ist zwar nicht unbedingt kaelter als in Bochum, allerdings fehlt die Heizung und die Doppelverglasung. Mittlerweile regnet es aber nur noch nachts, wir sind also auf dem aufsteigenden Wetterast. Zurueck zum Chef: Der heisst Dougie, ist eigentlich Neuseelaender und seine Diaet ist schon etwas laenger her. Dougie besitzt zwei Shorts, die er im Wochenwechsel zu tragen pflegt. Eine ist tuerkis, von der anderen wissen wir es nicht genau. Dougie hat ungefaehr sieben Autos, von denen er das schrottigste auswaehlte, um uns netterweise zur naechsten Shopping-Mall zu fahren. Dort verbrachten wir gefuehlte sechs Stunden, um mit zwei Telefon-Simkarten, aber ohne Internet-Simkarte zurueckzukehren. Zum Glueck hatte Dougie aber noch was in Reserve, so dass wir nun voll ausgestattet sind. Die Internetnutzung des campeigenen WiFis beschraenkt sich auf die arbeitnehmerfreundlichen Zeiten 7:30-8:00 sowie 13:30-14:00, und zwar ausschliesslich auf das Abrufen von Emails, was Nina konsequent missachtet.

Unsere Mitbewohner setzen sich zusammen aus zwanzigjaehrigen Missionaren aus dem gelobten Land Texas, versprengten Overland-Teilnehmern und Individualreisenden mit eher aussergewoehnlichen Biografien und Autos mit Saugrohren. Gerne treffen sich hier auch am Wochenende aus der Kolonialzeit uebriggebliebene Englaender zum froehlichen nachbarschaftlichen Barbecue oder auf eine Cheesy German Sausage (9 inches). Wir kennen uns mittlerweile recht gut mit landesueblichen Kneipenspielen aus, die in Deutschland allerdings verboten sind (cf. Verkehrssicherungspflicht). Die Speisekarte setzt sich zusammen aus den bereits erwaehnten baked beans und pub grub. Also Burger. Ist aber ganz lecker. Zur allgemeinen Enttaeuschung sei noch gesagt, dass wir weder vom Essen krank geworden sind, noch von wilden Insekten angegriffen wurden.

Karen Camp Parkplatz

Karen Camp Parkplatz

Es folgte ein erster Ausflug nach Nairobi City Center zwecks Orientierung, vor dem wir von unserer Herbergsmutter Anne gewarnt wurden, wir duerften ausschliesslich mit Bewaffneten sprechen. Wir lernten unseren privaten Fahrer Paul und sein Auto Stacey kennen, der leider auch nicht verhindern konnte, dass Nina im Smog fast erstickt waere. Davor hatte uns keiner gewarnt, ebenso nicht vor den rush hour Zeiten, so dass wir fuer den Rueckweg ins beschauliche Karen lediglich 120 Minuten benoetigten. Das City Center umfasst ca. acht Querstrassen, ist ungefaehr so sicher wie Wattenscheid nachmittags und recht frei von Sehenswuerdigkeiten.

Unsere ersten Interviews waren sehr ergiebig, sogar besser als erwartet. Wir begannen mit Transparency International und der Weltbank (Adel verpflichtet oder: nicht kleckern, klotzen), es folgten die Konrad-Adenauer-Stiftung und die uns bereits bekannten Gesichter der GIZ. Spontan besuchten wir noch ein College, das sich im 9. Stock eines Hochhauses befand, das zwar nicht ueber Strom, aber ein begehbares Holztreppenhaus verfuegte. Wir interviewten einen hochrangigen Mitarbeiter des Instituts, leider stellte sich erst am Ende des Gespraechs heraus, dass es sich nicht um einen oeffentlichen Auftraggeber handelte. Trotzdem oder gerade deswegen sehr interessante Einsichten! Auf der Fahrt vom GIZ-Haus zum sogenannten Treasury (sprich: Traejscherrie, das ist das Finanzministerium) passierte Paul ein kleines Missgeschick, oder wie er sagte: “I pushed the other car”, was allerdings folgenlos blieb. Das Treasury verfuegt ueber mehrer Aufzuege und hat bereits unsere Idee des Mitarbeiterfahrstuhls an der RUB umgesetzt, Respekt! Sollte jemand mal zu Besuch im Treasury sein und die Toilette benutzen muessen, unbedingt die von der Sekretaerin ausgehaendigte Klorolle entgegennehmen und dabei nicht lachen! Zitat Nina: “Treasury ist wie Campingplatz am Biggesee”. God bless you.

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Buero

Da wir fleissige Bienchen sind, arbeiten wir auch Samstag im Country Club, wo wir ein Treffen mit Humphrey ausgemacht hatten. Es war uns entfallen, um wen es sich genau handelte, also begannen wir das Gespraech mit: “Sie promovieren also zum Thema Vergaberecht?!” Antwort: “Richtig. Nebenberuflich bin ich auch Abgeordneter im Parlament.” Da war es uns kurzfristig etwas unangenehm, dass wir zu spaet gekommen waren, weil Paul auf dem Weg verhaftet worden war wegen illegaler Personenbefoerderung. Die Polizistin stieg zu uns in den Wagen, begruesste uns freundlich und sprach zu uns: “I have arrested your driver and I will take him to the police station.” Das war nicht ganz korrekt, denn ER fuhr SIE ja zur police station, da sie gar kein Auto hatte. Die Wache sah aus wie eine Filiale der Opel Scheune, und nachdem eine “Kaution” gezahlt wurde und der Gerichtstermin im Amtsgerichtsbezirk Kibera (das ist der zweitgroesste Slum von Subsahara-Afrika) feststand, konnten wir unsere illegale Fahrt fortsetzen. Der Abgeordnete war auch nicht boese ob unserer Verspaetung, sowas passiert eben.

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Karen Police Station

Am Tag des Herrn goennten wir uns eine Pause und fuhren statt zur Kirche zu einem Elefanten-Waisenhaus. Die Elefantenbabies waren natuerlich unglaublich niedlich und wir im Merchandising-Shop, woraufhin wir nicht mehr genuegend inlaendische Devisen fuer das Giraffen-Center hatten. Der Dollar-Notgroschen half, und die Giraffen, Schildkroeten und Warzenschweine waren genauso niedlich. Giraffen haben blaue Zungen, 32 Zaehne, 7 Halswirbel und werden in Gefangenschaft 25-30 Jahre alt. Verstoerenderweise heissen sie alle Daisy. Nun werden wir zur Feier des Tages Pizza statt Burger essen und die Al Jazeera-Version des Tatorts gucken.

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Langata Giraffe Center

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Aussicht

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Baby-Elefant

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Noch ein Baby-Elefant

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Daisy

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Schnarchendes Warzenschwein

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Alte Herren

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Daisy von hinten

Fazit: Es geht uns praechtig, die Fleecejacken mueffeln und wir starten morgen in eine verheissungsvolle zweite Interviewwoche. Freut euch jetzt schon auf Hedwig!

P.S.: Der Abend lief nicht wie erwartet. Wir wurden von einem indisch-ugandischen Pilzzuechter abgefangen und auf eine Sikh-Party eingeladen. Es gab dann doch wieder Burger…

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Fotos aus Afrika!

Besser spaet als nie, endlich wurde Flickr ueberlistet, ha!!! Hier erstmal Afrika, spaeter folgt der Rest!

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Julimond

Der letzte Abend in Afrika, und ich will gar nicht so wirklich weg. Menschen und Momente der letzten Monate:

Die Gnus in der Serengeti, die mich mit ihrem Monstergequake in den tiefsten und erholsamsten Schlaf aller Zeiten gesungen haben.

Die chilligen Abende in Robbedos Rooftop-Bar auf der Ilha do Mocambique zusammen mit Jan und einem leckeren Glas Jambo-Aperitif.

Masu, der nur zwei Schulkinder in Lilongwe im Wagen mitnehmen wollte, ploetzlich das ganze Auto voll mit Kindern hatte und voellig gegen seine Natur wutschnaubend bruellte “THIS IS NOT A MINIBUS!!!”

Die Liane, die in Ntchisi abreissen musste, als ich gerade meine Tarzanseite entdeckte. Und die besten Zimtschnecken der Welt, die ich vorher verspeist hatte.

Marcel, der uns gezeigt hat, wie unfassbar schoen Lesotho ist.

Hans, der kleine Hund von Daniel, der seit dem Sauerstoffmangel bei seiner Geburt viel langsamer als seine Altersgenossen und trotzdem so klug ist.

Rafting auf dem Nil, bei dem wir es geschafft haben, in sechs von acht Stromschnellen zu kentern. We like to flip it!

Meine Lieblingskinder im Kindergarten, denen hoffentlich nie der Rohrzucker ausgeht.

Das autark lebende Pferd im Backpacker in Chipata, das Masu in der Kueche antraf.

Der Moment, auf den ich 27 Jahre warten musste: Ich habe die Kuh Unique gemolken. Und ich wusste es immer, die Haendchen muessen schoen warm sein. Ich koennte jeden Tag eine Kuh melken, bloed ist nur, dass ich keine Milch trinke. Man kriegt wahnsinnig weiche Haende vom Kuhmelken, allerdings fangen sie nach ein paar Stunden streng an zu riechen. Zum Geburtstag wuensche ich mir eine Kuh.

Carole, die es geschafft hat, dass ich von einem 8m hohen Baum in einen See gesprungen bin.

Der gegrillte Hummer, den ich am mosambikanischen Strand verspeiste, welcher wohl der erste und letzte meines Lebens war.

Das Nilpferd, das ploetzlich 50m vom Ufer des Lake Malawi auftauchte, mich am Baden hinderte und vor der Billharziose bewahrte.

Tom, der wahrscheinlich der angenehmste Mitreisende aller Zeiten ist. You left too early, mate!

Der lustige Clip im malawischen Fernsehen ueber die Tagesaktivitaeten des Praesidenten Bingu, untermalt von Shakirasongs. Waka waka!

Lino, der verrueckte mosambikanische Fernfahrer, der alle geschmiert hat, damit wir sicher in Cuamba ankommen.

Die malawische Beerdigung, bei der wir als Ehrengaeste immer schoen vorne sitzen und alle Taenzer bewundern konnten, die in Wahrheit natuerlich keine Taenzer sind, sondern Friedhofswesen, ist klar.

Roberto-Alberto, der geschaeftstuechtige Tansanier, der mit Masu vor zehn Uhr morgens ein Wasserglas Gin im Zug geleert hatte.

Jeder Tag, an dem das Internet funktionierte und eine Mail aus der Heimat kam.

Lloyd, der netteste Minibusfahrer, Mangochi-Reisefuehrer und Polizeiautoausleiher, der wirklich nichts fuer meine Klaustrophobie-Panikattacke konnte.

Die Frau im Cafe in Pietermaritzburg, die mich unterzuckert und ohne Blutdruck auf Koffein wartend fragte, ob ich sehr deprimiert sei und falls ja: Jesus loves you.

Der Dorfchef von Mkangamira, der praktischerweise heisst wie sein Dorf, und den man eigentlich gar nicht beschreiben kann.

Iain, der Tourguide, der bei dem blossen Anblick von “disco donkeys” (aka. Zebras) vor Langeweile in einen komatoesen Tiefschlaf fiel.

Alle Mitglieder der Familie Benes, die ich mit Bratkartoffeln und Spiegelei gluecklich machen konnte.

Mein Kissen, das ich 1982 von Langes Sofa habe mitgehen lassen und in Lusaka im Backpacker’s vergass. Mein KISSEN! Dummerweise bemerkte ich die Katastrophe erst am Flughafen, so dass die Taxifahrt inkl. Wiederbeschaffung 90 Doellers kostete. Der Fahrer hielt mich fuer geistesgestoert. Merke: Nichts von emotionalen Wert mit auf Reisen nehmen, das wird teuer.

Die bruellenden Kinder, die einfach keinen Mzungu in ihrer Naehe ertragen konnten.

Judith, fuer alles.

Diese unfassbare Weite, von der ich weiss, dass es sie nur hier geben wird.

Viel Staunen, viel Wundern, viel Schlucken, und von allem zu wenig.

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Beam me up!

Es fuehlt sich so an, als ob eine dicke fette Geldregenwolke ueber Afrika gezogen ist und, kurz bevor sie das Kontinentende erreicht hat, schnell noch alles abgeregnet hat, was sie so im Gepaeck hatte. Abflug Lusaka, Ankunft Johannesburg, andere Welt. In Suedafrika gibt es Buergersteige und Katzenfutter im Supermarkt und der Busfahrer schnauzt den Passagier an, der statt um 8:00 um 8:05 an der Bushaltestelle erscheint. Aber! Man darf sich nicht blenden lassen, erst wird man mit Justin Bieber Musikvideos in Sicherheit gewiegt und glaubt, splatter movies in Bussen hinter sich gelassen zu haben, und dann CUT und Rambo im Dschungel in voller Aktion. Um der Verunsicherung durch die ploetzliche westliche Ueberflusswelt zu entgehen, ging es gleich weiter Richtung Lesotho, das Koenigreich des Himmels, Heimat der Mohairziegen und Bergponies, mit kurzem Zwischenstopp in Pietermaritzburg zum Finalegucken (Pietermaritzburg war ungefaehr so spannend wie das Finalspiel, sehr ent-spannend). Unterhalb des Sani Passes haben wir uns in den Drakensbergen einem einaeugigen Wanderfuehrer anvertraut, der uns die Malereien der Buschmaenner und die Skorpione naeher gebracht hat: Je laenger der Schwanz, desto gefaehrlicher. Der Wandersmann war frueher mal Bauer, bis er Anfang der 90er zwischen die Parteienfronten geriet und ein Messer seinem Auge zu nahe kam. Suedafrikas politische Geschichte ist definitiv einen zweiten Blick wert, kommt gleich auf die Liste der Dinge, die im Leben noch erledigt werden muessen. Von da an startete Operation Berg: Ziel sollte es sein, Lesotho einmal von Osten nach Westen zu durchqueren, um warm und sicher in Maseru anzukommen und dort gebuehrend den Geburtstag des Koenigs zu feiern. Dazwischen liegen ein Pass, der ueber 3200 m hoch liegt, sowie diverse Huegel derselben Gewichtsklasse. Den Pass bewaeltigten wir mit Hilfe eines 4×4 und seinem schnaufenden suedafrikanischen Fahrer (er war etwas nervoes, da er aufgrund des Schnees zwei Tage vorher auf dem Weg umkehren musste, was wegen der Serpentinen anscheinend ein traumatisches Erlebnis war) und erreichten die hoechste Kneipe von Afrika. Dort wurden wir herzlich von Roger willkommen geheissen, der uns zwang, eine Dissertation ueber das Leben der Eisratten (lokales Getier) zu lesen und massig Gluehwein zu trinken. Wir schrieben den 14. Juli, allons enfants de la patrie. Da leider kein weiteres Auto es den Pass hinauf schaffte und der Minibus uns entgegen aller Erwartungen nicht mehr in sich reinquetschen wollte, uebernachteten wir bei gefuehlten -27 Grad in einem leeren Backpackerhaus und liessen uns am naechsten Tag von Lucky, dem Zollbeamten mit weiteren Zustaendigkeiten fuer Immigration und Fahrzeugeinfuhr, in die naechste Stadt fahren. Lucky war es sehr kalt und langweilig, obwohl er erst seit zwei Wochen arbeitete, daher hatte er kein Problem damit, nach Mokhotlong zu fahren und bei der Gelegenheit seine Stromrechnung zu bezahlen, was angesichts der Temperaturen keine dumme Idee war. Frohgemut im Anschlussminibus kamen wir tatsaechlich in Maseru an nach zweimal umsteigen und einer Reisezeit von nur zwoelf Stunden, Rekord!

In Maseru wohnt nun der Marcel, mit dem ich nach investigativer Gehirnkramerei errechnet habe, dass wir uns zuletzt vor sieben Jahren gesehen haben, na bravo! Nahtlos anknuepfend an Malawi machten wir gleich Bekanntschaft mit der geschlossenen DED-Gemeinschaft von Maseru. Ich werde am 01.01.2011 eine E-Mail an meinen neuen GUIDO-Arbeitgeber schreiben und mich selber als Preistraegerin fuer Voelkerverstaendigung, Brueckenbau und interkulturelle Kommunikation zwischen den vereinigten EZ-Organisationen vorschlagen, eine Wanderin zwischen den Welten und Botschafterin der Einheit und so. Naechster Programmpunkt: Ponytrekking in den Bergen bei Malealea. Darf man nur machen, wenn man maximal 90 kg wiegt, ich habe die Gewichtskontrolle erfolgreich bestanden und durfte mein Pony besteigen, das unerschrocken 10%-Steigungen hoch und runter stiefelte, vier Stunden lang. Beeindruckende, wunderschoene Landschaften, traumhafter Sonnenschein, und nicht mal selber laufen musste ich! Gutes Essen, heisse Dusche, was war ich selig. Bis zur naechsten und wahrscheinlich letzten afrikanischen Minibusfahrt am naechsten Morgen, da der Fahrer anscheinend bei der lesothischen Version von Pimp My Ride mitgemacht hatte, die ihm riesenhafte Stossdaempfer und einen ordentlichen Subwoofer im hinteren Teil des Wagens beschert hatte, was wiederum dazu fuehrte, dass ich auf der letzten Bank nur mit Oberkoerper flach auf den Knien und Ohr an den Lautsprecher gespresst sitzen konnte. Damit hatte ich Glueck, eine Basotho-Schoenheit verdreangte mit ihrem beeindruckendsten Koerperteil den Schaffner aus dem Bus, der sich daraufhin hinten an die Ladeklappe haengen musste. Mir war wenigstens warm. Doch auf Transportregen folgt Transportsonnenschein, und wir konnten mit einem Freund von Marcel mit einem Auto nach Johannesburg fahren, welch ein Luxus, welch eine Wonne fuer den geschundenen Ponypopo! Danke an alle Menschen, die unsere letzten Tage in Afrika so besonders gemacht haben, sei es durch Hilfsbereitschaft, Organisation der Ersten Afrikanischen Flunkyballmeisterschaft oder einfach nur Dasein. Und natuerlich herzlichen Glueckwunsch, Lethsi III und Madiba!

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Clash of Childrenization

Ich habe keine Ahnung von Kindererziehung, da sie bisher eine, vorsichtig gesagt, untergeordnete Rolle in meinem Leben gespielt hat. Ich habe nicht mal den Paedagogik-Grundkurs belegt und gehe nun trotzdem jeden Morgen voellig unqualifiziert in den Kindergarten. Man koennte jetzt argumentieren, dass ich ja schliesslich selber mal ein Kindergartenkind war, und das ist ja noch gar nicht so lange her (1984-1987, Generation Tschernobyl), ich habe also Felderfahrung. Hallo, ich war in einer Elterninitiative, die sind ja kein Massstab fuer Vorschulerziehung! Wir hatten nicht mal Gruppen, alle anderen Kinder in anderen Gaerten waren in der “blauen Gruppe” oder in der “Baerengruppe”, bei uns hiess alles Kinderstube und die betreuende Dame Fraeulein Boeckenkamp, was sich beides wiederum nach Haferschleim und Nationalhymne absingen anhoert, war es aber nicht. Soweit ich mich erinnere, hat das alles grossen Spass gemacht, Puppenecke und Zitronentee und Spiele, deren Finalitaet mir nicht mehr einfallen. Woran ich mich nicht erinnere, sind sinnloses Nachsprechen in einer fremden Sprache, malariakranke Kinder schlafend auf dem Boden und eine Ecke im Raum, wo man bitte “social dramatic play” ausueben sollte.

Ich gehe also vormittags in den Kindergarten von Mkangamira und habe das erste Mal seit Beginn der Reise einen echten Kulturschock, obwohl meine einzige Referenz, wie gesagt, sub jektiv und nostalgisch ist. Eigentlich ist auch alles in Butter: Die Kinder kommen freiwillig, werden nicht geschlagen und hauen im Regelfalle auch nicht ab. Der Garten hat Spielzeug, bunte Poster mit Verhaltensregeln drauf und zwei Tanten, die bescheid wissen. Die Kinder verhalten sich auch adaequat albern, streitsuechtig, neugierig oder wuetend. Aber sie spielen nicht. Sie koennen Zahlen, Wochentage, Farben und Monate auf Englisch (ohne natuerlich genau zu wissen, was sie da sagen) und lachen sich tot, wenn ich zwei Stofftiere miteinander sprechen lasse. Sie selber sprechen eher wenig, wissen aber genau, was im Falle des Kommandos “clean up!” zu tun ist. Draussen spielen heisst, im Gaensemarsch hinter einer Gaertnerin herzulaufen, die “Follow the Leader” singt.- Betty haette sich gefreut, das ist doch ihr absolutes Lieb-lings-lied. Ich bin eindeutig die einzige, die sich unwohl fuehlt in diesem Kreativitaetsgrab und nutzlos noch dazu, weil ich mich nicht faehig sehe, Kindern spielen beizubringen. Meine Hoffnung ist, dass sie es heimlich ausserhalb des Gartens machen, realistisch ist eher, dass Kinder hier Menschen sind, die man so schnell es geht grosskriegen muss, damit sie ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft werden und nicht nur Konsument, sondern auch Produzent werden. Kinder verbringen ihre ersten Lebensjahre, bzw. bis das naechste kommt, auf dem Ruecken ihrer Muetter und die zweiten in einer Hierarchie, die Erwachsene von Kindern trennt. Kinder lernen von anderen Kindern, das ist natuerlich riskant, weil die Reife des Lehrenden nicht vorher getestet wird. Und ja, auch afrikanische Kinder, die den ganzen Tag neben der Ueberlandstrecke spielen, rennen ohne zu gucken ueber die Strasse. So sehr mir die Vergoetterung des Nachwuchses in Europa mit allem Brimborium auf den Keks geht, so wenig kann ich mich mit dem Daskindalsmassenwareprinzip anfreunden. Kinder sind doch dazu da, dass man sie beneidet, weil sie immer das tun, was man sich selber nicht traut. Wenn ein Dreijaehriger sieben Stunden lang eingequetscht neben mir im Minibus hockt ohne ein einziges Wort zu sagen oder einmal auf’s Klo zu muessen, dann ist mir das unheimlich. Soll ich an seiner Stelle anfangen zu bruellen und um mich zu schlagen? Alles bleibt am Mzungu haengen.

P.S. Zwei Wochen spaeter: Sie spielen! Wenn man sie aus der Ferne in ihrem natuerlichen Lebensraum beobachtet, dann spielen sie! Auf die Erleichterung das naechste Drama: malen geht gar nicht, die malen nicht mal Kopffuessler, herrjeh!

P.P.S.: Kleines Quiz fuer die geneigten Leser: Wenn ein Kind eine Aufgabe richtig geloest hat, klatschen alle anderen und bruellen im Chor “Shuwala, shuwala, shuwa, well done boy/girl!”. Was das wohl heissen mag???

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Mkangamira

Nach Rueckkehr aus dem Mosambik-Urlaub draengte es mich nach vier Tagen Lilongwe in die naechsten Ferien, diesmal auf dem Land. Mkangamira liegt in der Naehe von Lilongwe und hat ein Kindergartenprojekt, in dem ich “helfe”. Bevor ich kam waere ich erleichtert gewesen, wenn jemand meinen Besuch aus was fuer Gruenden auch immer abgeblasen haette. Dann waere ich eben in Lilongwe geblieben beim Internet und haette Ausfluege in die naehere Umgebung unternommen, wie nett! Ich hatte wirklich Angst, nicht unbedingt vor Schlangen oder Dunkelheit, aber vor sozialer Isolation, weil ich doch kein Chichewa kann. Zum Glueck hat niemand abgesagt und ich bin gefahren. Drei Wochen zu Gast bei Familie Benesi, die so unglaublich nett ist. Es ist schwierig, das Leben hier zu beschreiben, weil es so fremd und andererseits so vertraut ist. Die Kuehe sehen aus wie in Mecklenburg und die Menschen sind meistens gut gelaunt und manchmal auch nicht. Sorgen gibt’s hier auch, Herr Benesi sorgt sich z.B., weil die Kuh ein wehes Bein hat und weil sein aeltester Sohn dieses Jahr heiratet und weil er Ratten im Haus hat. Es gibt aber keinen Druck, vor allem keinen zeitlichen. Die Dinge, die zu erledigen sind, werden gemacht, heute oder eben morgen. Wenn die Kuh ausbricht, dann kann ich solange nicht aus dem Haus und komme zu spaet in den Kindergarten, dann ist das eben so, kein Grund zu rennen (zur Erklaerung: Die Kuh ist eine Milchkuh und muss im Gehege bleiben und fressen und sich ausruhen, daher war sie ueber ihren eigenen gelungenen Ausbruchversuch mehr als schockiert. Ich mag die Kuh.). Fragen, die mit Zahlen beantwortet werden muessen, stelle ich nicht mehr (Um wieviel Uhr treffen wir uns? – Morgen. Wieviel Grad wird es im Sommer? – Sehr warm. Wie lange muss das Fleisch kochen? – Bis es fertig ist.). Es passiert jeden Tag etwas, was das Fremde normal werden laesst und das Normale irgendwie entfremdet. Ich meine, wenn im Haus das Algerien-Spiel laeuft und draussen ein Huhn entkernt wird, dann denke ich natuerlich “Oh Mann, jetzt ist der Anthar vom Platz geflogen” und wundere mich aber viel mehr darueber, was Maria gerade genau mit dem Huhndarm anstellt. Und wenn die Entfremdung von mir selbst die Ausmasse annimmt, dass ich mich von oben betrachte, wird es richtig spannend: Ich laufe mit einer Schuessel Maiskoernern auf dem Schaedel durch ein afrikanisches Dorf, verliere dabei meinen Wickelrock (man kan sich ja nur entweder auf Koerper/oben oder Koerper/unten konzentrieren), alle Zuschauer lachen sich tot und keiner denkt an Bruce Darnell, ausser mir. Es ist nicht so, dass ich mir im Minutentakt sage “Wahoo, wie crazy ist das denn?”, weil die schoenen Dinge immer still sind. Es gibt keinen Strom, deswegen sind die Sterne heller. Es gibt keinen Stall, deswegen sitzt das Huhn abends immer neben mir an der Feuerstelle und waermt seine Huehnchen. Es gibt kein fliessendes Wasser, deswegen macht Baden mehr Spass. Manchmal stelle ich mir vor, wie ein Dorfbewohner von Mkangamira zu Austauschzwecken nach, sagen wir mal, Koelln bei Altentreptow bei Neubrandenburg faehrt und bei Familie Schmidt wohnt. Wuerde er mit ekstatischen “ein Schwarzer, ein Schwarzer”-Rufen empfangen werden? Wuerden sie ihre Saeuglinge – ok, schlechtes Beispiel, da gibt’s ja momentan nur einen, sagen wir Kinder – zu ihm bringen, damit sie mal einen Schwarzen anfassen koennen? Wuerden sie ihm staendig ihre Hilfe anbieten? (“You don’t have to be scared, I will be helping you.” – “Aeh, senk ju.”) Wuerden sie ihm einen Eimer Erdnuesse als Geschenk bringen? Schon klar, Mecklenburger sind keine Malawier.

Wie, und von Armut sprechen wir gar nicht? Langatmiges Thema, definieren Sie Armut, weniger als einen US Dollar / Tage zur Verfuegung. Total unpassender Richtwert, hier wird zum Grossteil angebaut und nicht eingekauft. Es wird munter Nsima gefuttert, der garantiert vitamin-, mineralstoff- und spurenelementfreie Maisbrei, der satt macht und sonst nix. Wer mehr als nur Mais anbaut, wie Familie Benesi, kann sich besser ernaehren, aber das ist eine individuelle Entscheidung, hier waechst ja so gut wie alles. Statt Strom aus der Wand gibt es Autobatterien und auch sonst jede Menge Batterien, den Entsorgungsaspekt lassen wir mal beiseite, das Wasser kommt aus dem Brunnen (den Gedanken an die Batterieentsorgung bitte immer noch weit wegschieben). Einmal habe ich Diana von meinem Traum erzaehlt, dass mich jemand aus dem Dorf auf meinen exorbitanten Wasserverbrauch aufmerksam gemacht haette, das fand sie lustig, denn “you can have as much water as you want to, we don’t have water bills”. Kleidung, vor allem Kinderkleidung, ist wie ueberall ein Problem. Kaputt, dreckig, unzureichend, keine Produktion weit und breit. Das Argument, Kleiderspenden hinderten lokale Textilfirmen an ihrer Entstehung, kann ich in diesem Fall ueberhaupt nicht nachvollziehen, es ist naemlich gerade wirklich kalt von nachmittags bis vormittags, und manche Kinder fuehlen sich an wie tiefgefroren, vor allem die Fuesse. Liebe Kleiderspender, zwei Bitten:

  1. Maedchen tragen in Malawi Kleider. Da aber natuerlich mehr T-Shirts und Hosen gespendet werden, sehen die jungen Damen wirklich bis zur Unschicklichkeit geloechert aus. Kleider moegen unpraktisch sein, tut hier aber nix zur Sache. Uebrigens sind Kleider ohne Reissverschluesse besser, weil die immer kaputtgehen und dann muss schulterfrei getragen werden.
  2. Kein Mensch, auch kein sehr, sehr armer Afrikaner, hat es verdient, ein T-Shirt mit der Aufschrift “Nuechtern seh‘ ich furchtbar aus” zu tragen. Bei solchen Spenden bitte eine Uebersetzung beilegen, das ist das mindeste.

Es gibt Bildungsarmut (wenn, dann qualitativ schlecht), Informationsarmut (wenn, dann Radio), Mobilitaetsarmut (wenn, dann Fuesse), Innovationsarmut (wenn, dann von den Gebern finanziert), usw. Aber es schockiert nicht, weil die Menschen ihr Leben positiv bewerten. Herr Benesi sagt ja nicht, dass er gerne einen Ipod haette, sondern ein groesseres Haus, aber das geht dieses Jahr nicht, denn dieses Jahr wird der Sohn verheiratet. Es ist fuer Reiche sicher schwieriger zu sehen, wie Menschen einen besseren Lebensstandard erreichen wollen und in den Slums von Nairobi sichtbar und unwiderruflich scheitern, als in einem Dorf, das in seiner Grundzufriedenheit und seiner punktuellen Unzufriedenheit nicht weiter als bis morgen denkt. Ich glaube nicht an das Prinzip des gluecklichen Iditoten, ich habe aber auch keine Antworten, nur die Gewissheit, dass Mkangarima mir viel mehr geben als ich annehmen kann. Und immer dieselbe Frage: Wer ist jetzt reich?

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Die Entvaterlaenderten

Bruessel ist voll von sogenannten Expatriates, aus dem Heimatland Entsendeten, die nun im Niemandsland in Suedflandern ihr Dasein fristen, weil ihre Taetigkeit die regelmaessige Anwesenheit auf der Place du Luxembourg (mittwochs ab 18 Uhr) noetig macht, um dort zu netzwerken. Wenn ich so ueberlege, kenne ich eher wenig Leute, die tatsaechlich nach Bruessel verschickt wurden, die meisten haben da einfach einen Job gefunden und sich selber geschickt (z.B. icke). Trotz der begrifflichen Unschaerfe versteht man sich selbstredend als mehr oder weniger gestraft, nicht mehr wie jeder normale Mensch bei DM einkaufen gehen zu koennen. Expat. Die Legitimation dafuer, viele Dinge schrecklich zu finden, die “zu Hause” viiiel besser funktionieren/schmecken.

Nach Lilongwe kommt niemand aus Europa, der nicht entsendet wurde. Nach Lilongwe kommt auch niemand, der nicht irgendwas mit Entwicklungszusammenarbeit zu tun hat, denn weder Lasertechnologie noch Unternehmensberatung werden momentan in Malawi nachgefragt. Hier geht es auch nicht darum, ob die Dinge hueben oder drueben besser sind, weil es sie entweder gar nicht (regelmaessige Stromversorgung) oder zu viel davon (Krankheiten uebertragende Stechmuecken) gibt. Allein dafuer ist eine Entschaedigung tatsaechlich noetig, sonst wuerde das ja niemand laenger als drei Vollmonde machen. Von den materiellen Einschraenkungen abgesehen wuerde mich folgendes Szenario in den Wahnsinn treiben: Ein auesserst begrenzte Anzahl von Menschen ausschliesslich aus demselben Beschaeftigungssektor wie man selber (EZ), die man an oeffentlichen Orten treffen kann (ganz einfach eine Einkommensfrage: wer nichts hat, bleibt zu Hause; Malawi ist eines der zehn aermsten Laender der Welt.), in einem kulturellen Umfeld, das der Kalahari gleicht. Nicht, dass ich es in mehr als eine Ausstellung im Jahr schaffe, aber ich moechte das Gefuehl haben, ich koennte jeden Tag gehen. Ich will ja auch nur dann Gummibaerchen essen, wenn ich keine habe. Sprach eine Expat zu mir, die kurz vor Vertragsende steht:”Nee, ich will nicht zureuck nach Deutschland, da ist mir zu langweilig.” Hm, man muss ja nicht zwingend nach Schwerte an der Ruhr ziehen, ansonsten gibt es ja normalerweise auch in kleineren Staedten ein Kino. Oder ein Cafe. Oder eine VHS. Oder geht’s hier ums Wetter oder was? Tiefe Ueberzeugung von der Sinnhaftigkeit der EZ? Oder doch um Status?

Klar, als Expat im Haeuschen lebt es sich schoener als in 2ZKB in Essen-Altenessen, man muss nicht selber spuelen und im Idealfall uebt man eine erfuellende Taetigkeit aus. Der Preis ist ein Leben hinter hohen Zaeunen (ob die Sicherheitsstandards berechtigt sind oder nicht, kann ich nicht beurteilen), der mir zu hoch waere fuer Wohlstand + Exotik + die Tatsache, auf der Guten Seite zu sein. Expat-Dasein in afrikanischen Mittelstaedten wird gestrichen von der persoenlichen Liste der moeglichen Lebensformen. Vermehrung der gewonnenen Einsichten und so.

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