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Archive for the ‘Asien’ Category

Dank einer budgetorientierten Reiseplanung befinde ich mich seit gefuehlten 20 Stunden am Flughafen Kuala Lumpur und habe noch einige abzusitzen. Wir reden selbstverstaendlich nicht vom Kuala Lumpur International Airport, sondern vom Low Cost Carrier Terminal, die malaiische Variante von Frankfurt (Hahn). Langsam fuehle ich mich schon heimisch hier, ich begruesse die Sicherheitskraefte mit Namen und kann das Internetpasswort vom Starbucks auswendig. Vor lauter Langeweile habe ich angefangen nachzudenken. Was man so mitnimmt, wenn man durch die Gegend reist und so. Erkenntnisgewinn in Kambodscha: Man kann nicht alles sehen. + Ich bin weiterhin voellig ahnungslos.

Kambodscha ist ja nun kein riesengrosses Land, trotzdem ist meine Liste der Orte muss-ich-spaeter-nochmal-wiederkommen-und-angucken laenger als diejenige der abgehakten Lonely Planet Top 25. Und dann denke ich mit Grauen daran, dass ich es evt. nicht nach Laos schaffe, und entdecke, dass Sri Lanka ja auf dem Weg nach Indien liegt, da koennte man ja auch mal… Ganz zu schweigen von Afrika, wo noch so einige Abenteuer gelebt werden wollen. Schlimme Vorstellung, dass einige Landkartenflecke Jahresurlaube (welch ein Unwort!) sein werden! Und eine ganz schoen unheimliche Vorstellung, dass die Welt immer groesser wird, je mehr man versucht, alles von ihr zu sehen.

Wie bereits berichtet ist Kambodscha ein Land, das ich nicht verstehe, im Guten wie im Schlechten. Die Menschen sind extrem freundlich, der Menschen- und Kinderhandel floriert. Das Essen, vor allem der Amokfisch, ist fantastisch, auf den Muellkippen vegetieren die Armen. Die Hummerdichte (das Auto, nicht das Schalentier) in Phnom Penh ist beeindruckend, fuer den Bau eines Einkaufszentrum werden Menschen vertrieben. Die Entwicklungsprojekte, vor allem der NGOs, sind omnipraesent und scheinen zu laufen, die Regierung ist seit Jahren eine der korruptesten der Welt. Gut, das sind also Extreme, aber was ist denn eigentlich die Geschichte dahinter? Ich gebe nun oeffentlich zu: Ich hatte keine Ahnung! Ich wusste weder, dass das Angkor-Reich so riesig war, noch dass die USA das Land auf der umfassenden Suche nach Vietnamesen zerbombt haben, noch dass Pol Pot bis kurz vor seinem Tod 1998 ein, sagen wir mal, aktiver Politiker war, noch dass bisher ein einziger aus der Fuehrungsriege der Roten Khmer wegen Voelkermord u.a. verurteilt wurde. Wenn reisen bildet, dann aber erst im Anschluss, wenn man alles nachgelesen hat, was man eigentlich vorher schon haette wissen muessen. Ich mach mal eine Wunschliste bei Amazon.

Und alles waere ganz anders gewesen, wenn mir in Kambodscha niemand mit meinen Fragen geholfen und manchmal neue aufgeworfen haette. Deswegen ein Riesendanke an Bommels, das war eine unglaublich schoene und wichtige Zeit! Ich komme wieder, das habt ihr jetzt davon… Bye bye, muuuaaah!

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Alleinunterhalter

Die meisten Dinge im Leben kann man hervorragend alleine tun, z.B. Bambuszug fahren. Da nimmt man sich ein Tuk-Tuk, sagt dem Fahrer, dass einem nach Bambuszug geluestet, und dann bringt der einen da hin. Ich wurde an der Station freundlich begruesst mit: “Guten Tag, ich bin Ihr zustaendiger Touristenpolizeibeamter und bin hier, um ein Foto von Ihnen zu machen.” Wie jetzt, Foto? “Na, von Ihnen auf dem Zug.” Das nenne ich Service. Als ich vor ein paar Jahren alleine eine Hochzeit besuchte und an der Reihe war fuer das obligatorische Paerchenfoto im Goldsilikonrahmen, bruellte der Fotograf einmal quer durch den Saal: “Wo ist denn hier die zweite alleinstehende Dame?” Charmant. Der Bambuszug rattert ausserdem so laut, dass man sich da sowieso nicht unterhalten kann. Wer das machen moechte, sollte sich beeilen, denn der zustaendige Touristenpolizeibeamte teilte mir mit, dass ich ein Glueckspilz sei, denn heute (also vor zwei Wochen) sei der letzte Tag, morgen werde der Bambuszug abgeschafft. Ich war ganz unglaeubig, er hat dann eingeraeumt, dass es morgen oder demnaechst sein kann. Abgeschafft wird er aber, ganz sicher. Eine weitere empfehlenswerte Singleaktivitaet ist ein Ausflug nach Kep, genauer Kep-sur-Mer, das ehemalige Saint-Tropez von Kambodscha. Den Roten Khmer war das alles zu dekadent, die Villen stehen noch als Ruinen und seitdem ist in Kep nicht viel passiert. Das wiederum fuehrt dazu, dass man sehr schnell mit den einheimischen Transportbeauftragten in Kontakt kommt, die ungefragt Sightseeing fuer den Alleinreisenden auf die Beine stellen. Oder auch mal sehr genau abfragen, wer man denn so ist (Familienstand, Anzahl der Kinder, Beruf, Alter, Schuhgroesse der Nachbarin der Omma,…). Sozusagen das Alleinunterhalterprinzip umgekehrt: Ganz viele Unterhalter unterhalten einen einzigen zu Unterhaltenden.

Andere Dinge gehen nicht so gut alleine. Die Freude darueber, dass sich das Friskis&Svettis-Konzept nun auch in Kambodscha durchsetzt, haette ich schon gerne geteilt. Es juckte mich in den Fuessen, als die Damen mit dem Hufeschwingen loslegten, Aerobic am Fluss in der untergehenden Sonne. Aber alleine macht man das ja nicht, sonst ist das nur Spass fuer die anderen und man selber schaemt sich. Waere nur einer meiner Friskis-Brueder und -Schwestern dabei gewesen, haetten wir die Veranstaltung ganz sicher gerockt! Was man noch schlechter, naemlich gar nicht, allein machen kann, ist ein Ausflug in den Bokor Nationalpark mit Besuch der Hill Station. Was macht der kluge Alleinreisende? Gruppenreise buchen!

Exkurs Hintergrundinfo: Die Hill Station entstand, nachdem Napol-ong (laut guide) die Franzosen nach Kambodscha geschickt hatte und die sich dann ganz schrecklich nach der franzoesischen Kaelte sehnten. Deswegen baute man auf 1.000m Hoehe ein Kasino, Hotels und eine katholische Kirche, was will der Franzose mehr? Nun verschwanden die aber irgendwann wieder in ihr Eisland, woraufhin sich die Roten Khmer einnisteten. Die schmissen eine unbekannte Anzahl von Menschen ueber die Kante im Garten des Kasinos in den Dschungel und als die Vietnamesen zur Befreiung anrueckten, verbarrikadierte sich der letzte General in der Kirche (die praktischerweise ein Bad und eine Kueche hat) und lieferte sich Gefechte mit den Vietnamesen im Kasino. Dann passierte erstmal nix, bis die Regierung den Nationalpark mit der Hill Station an den Menschen verkaufte, der eine Tankstellenkette, eine Hotelkette, und – wir erinnern uns – die Verwaltung von Angkor besitzt. Nun baut der Mann neben einem zwoelfstoeckigen (!) 5-Sterne (!!) 500 Betten (!!!) Hotel noch eine Strasse, damit die Menschen (welche auch immer) dann auch dahin kommen. Dafuer muss man ein wenig Regenwald abholzen und -brennen sowie dann und wann Steine aus dem Berg sprengen, das ist gefaehrlich. Deswegen duerfen Touristen je nach Stimmungslage gar nicht, teilweise, nur in Gruppen oder mit viel Schmiererei da hoch. Die Strasse bauen uebrigens, deja-vu, die Chinesen. Exkursende.

Die Gruppe bestand aus 15 Teilnehmern, die im auf afrikanische Art zunaechst in einen Minibus und danach auf einen Pickup gequetscht wurden. Und siehe da, mehr als die Haelfte der Teilnehmer gehoerte meiner Lieblingsspezies an, den Flipfloppern! Flipflopper tragen NIE festes Schuhwerk, nicht im Flugzeug, nicht im Buero und schon gar nicht im Dschungel. Schon gar nicht 3 Stunden lang im Dschungel im Regen. Wir mussten aufgrund der Sprenglage tatsaechlich laufen. Hoch ging noch, aber runter ging gar nicht. Ich meine, vielleicht macht das auch irrsinnig Spass, aber die Blutegel muessen doch auf Dauer stoeren?!

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I Heart Cambodia

Kambodscha ist meine Antipode zu Malaysia. Ich wundere mich den ganzen Tag (naja, fast) und bin schon ganz verliebt, obwohl ich ja noch gar nicht so lange hier bin. Hier also meine vorlaeufige Liste der wundersamen Eigenheiten des Landes:

Terminologie

Die Menschen hier heissen Khmer. Die Sprache heisst Khmer. Diejenigen, die das Land ins Unglueck gestuerzt haben, heissen (Rote) Khmer. Das Essen ist Khmer, die Musik ist Khmer, alles ist Khmer. Das Land heisst Kambodscha. Warum?

Mode

Nicht alle, aber ein betraechtlicher Teil der Frauen laeuft tagsueber im Schlafanzug durch die Gegend. Es sind eindeutig Schlafanzuege, mit Baerchen drauf und so. Gibt es Schlafanzuege fuer nachts und welche fuer tagsueber? Oder haben die morgens einfach keine Lust, sich anzuziehen? Ich werde diese schoene Tradition auf jeden Fall nach meiner Rueckkehr nach Bruessel aufrechterhalten und je nach Befinden auch im Schlafanzug ins Buero gehen.

Sprache

Khmer klingt nach Khmer, aber nach nix anderem. Die Worte bestehen aus huebschen Kringeln, das Alphabet hat 57 Vokale und 94 Konsonante (oder so aehnlich). Woher kommt diese wunderbare Sprache? Wieso kann ich mir ein neu gelerntes Wort exakt sieben Sekunden merken und vergesse es dann sofort?

Waehrung

Die offiziellen Waehrungen sind der US Dollar und Riel. Der Wechselkurs ist entweder 1:4.000 oder 1:4.300, je nachdem, wie es besser fuer den Verkaeufer ist. Ein Beispiel:

Wenn ich fuer 15.000 Riel Essen kaufe und mit einem 5$-Schein bezahle, dann rechnet man 15.000 geteilt durch 4.000 gleich 3,75 minus 5 gleich -1,25 mal 4.000 gleich 5.000. Ich bekomme 5.000 Riel Wechselgeld.

Wenn ich umgekehrt fuer 3,75 $ Essen kaufe und mit einem 20.000 Riel-Schein bezahle, dann rechnet man 3,75 mal 4.300 gleich 16.125 minus 20.000 gleich 3.875. Ich bekomme 3.875 Riel Wechselgeld.

Clever! Aber was zum Henker macht der Dollar denn hier?

Tiere

Es gibt Doerfer, die treiben auf dem Wasser. Jedes Haus ist auf eine Art Bambusfloss gebaut, mit Reifen verstaerkt, und dann treiben die eben (festgetaeut, versteht sich) da so rum. Es gibt Einkauslaeden und Schulen und Sportplaetze, die Leute fahren eben mit dem Boot statt mit dem Moped zwischen den Haeusern hin und her. Und sie haben Hunde. Was sind denn das fuer Hunde? Schwimmen die Gassi?

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Tempeln und getempelt werden

So, nun also alleine in Kambodscha, was soll man denn davon halten? Alleine ist ja auch nur halbrichtig, ich besuche ja zeitweise Familie Bommel und reise daher unter besonderem Schutz. Ich kam mal wieder in den Genuss eines lokalen Feiertages, dieses Mal aber ganz ohne Transportprobleme, und wurde erstmal in ein langes Wochenende auf dem Lande mitgenommen. Sehr nett da in Kompong Thom, auch wenn die archaeologische Leidenschaft aller Exkursionsteilnehmer nicht ganz fuer die prae-angkorianischen Tempel ausreichte. Dafuer gab es einen Pool und Enten und Kuehe, sehr wichtig fuer den Mini-Bommel.

Der Tag der Wahrheit rueckte naeher und ich machte mich auf, die Tempel von Angkor zu erkunden. Habe ich voll gut geplant (was ich ja nicht so darf, wenn mein treuer Gefaehrte mit am Start ist), am ersten Tag die kleinen Tempel, am zweiten Tag die grossen Tempel und am dritten Tag die weit abgelegenen Tempel. Im Hotel gab man mir ein kostenloses Fahrrad mit auf den Weg, was selbstverstaendlich auf die Koerpergroesse von Kambodschanern angepasst war, und den guten Rat, die Strasse langsam, aber stetig zu ueberqueren ohne gross nach rechts oder links zu schauen, den Rest wuerden die Mopedfahrer dann schon erledigen. Hab ich gemacht. Hat gut geklappt. An der ersten Ecke: Strasse unter Wasser. Das ist in Kambodscha nun nichts Ungewoehnliches, in der Regenzeit schon gar nicht, und alle fahren da auch ohne mit der Wimper zu zucken durch. Ich habe ordentlich gezuckt, vor allem, weil das Regenwasser ja nun modderig und damit intransparent ist und wer weiss, was da unter dem Wasser auf der Strasse liegt? Strassenbahnschienen z.B., der Albtraum eines jeden Fahrradfahrers. Ich waertete also auf den Helden, der mir das Rad auf die trockenene Seite traegt, aber ach, der war ja nach Australien entfleucht. Ich bin dann einfach durchgefahren, ganz ohne zu weinen.

Meine kleine Tempeltour war fantastisch, nicht so viel los da ausser den geschaeftstuechtigen Achtjaehrigen, die es nicht gut finden, wenn man keinen Ramsch kaufen moechte, der erstaunlicherweise immer einen Dollar kostet, egal was. Mein liebster Erpressungsversuch: “Wenn du zurueckkommst aus dem Tempel und dann immer noch nichts bei mir kaufst, werde ich anfangen zu weinen.” Ja, heul doch! Welche Position die Parkverwaltung zu Kinderarbeit vertritt weiss ich leider nicht, die wurde jedenfalls komplett uebernommen von einem der groessten Konzerne des Landes… Interessanter Fall, vielleicht schreibe ich da mal ne Doktorarbeit drueber. Wo war ich? Tempel. So nach 20km bekam ich natuerlich Schmerzen in Poeter und Knien, man wird ja nicht juenger, aber der Fahrtwind war auch angenehm, deswegen radelte ich und radelte und am naechsten Tag radelte ich immer noch, entdeckte meinen Lieblingstempel Ta Nei mitten im Dschungel, freute mich ueber alles und nix, fuhr in der rush hour im Dunkeln und im Nassen durch Siem Reap und am dritten Tage wollte ich einfach nicht mehr aufsteigen. Das war aber ein Problem, denn ich hatte Angkor Wat noch gar nicht gesehen, denn das Beste kommt zum Schluss! Reisen ist kein Zuckerschlecken, ich wuchtete meinen schmerzenden Koerper auf das Zwergenfahrrad (eine Frage der Ehre, Tuk-Tuk waere natuerlich auch gegangen) und holte mir mein fuenftes Gluecksbaendchen ab, einen roten Bindfaden, den die Nonnen mit Singsang “good luck for you toooooo” ums Handgelenk binden. Ich bin Wolle Petry.

Was ich am schoensten fand in Angkor war die Erkenntnis, dass da ja Menschen wohnen. Nicht in den Tempeln, versteht sich, aber in den Doerfern drum herum. Und nicht alle Kinder verkaufen Postkarten, sondern gehen in die Schule und baden in Kanaelen und fahren auf viel zu grossen Fahrraedern und freuen sich ueber Touristen auf zu kleinen Raedern. Ein Grund, warum ich nicht in Ehrfurcht erstarrt bin vor dem ganzen Steinweltwunder, das haette das Gesamtbild auch getruebt. Wie sieht das denn aus, erstarrte Touristin vor dem Bayon?

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Malaysia, du kuehle Schoene

Manche Laender beruehren einen und andere tun das nicht. Dafuer gibt es eine Million Gruende, und es ist nicht finales Ziel einer Reise herauszufinden, warum das so ist. Malaysia ist ein wunderschoenes Land mit tollen Straenden, netten Menschen, leckerem Essen, und als Reiseland sicherlich das einfachste von allen, die ich bisher kennengelernt habe. Trotzdem laesst es mich kalt, im wahrsten Sinne des Wortes. Macht mal die Klimaanlage aus!

Es fuehlt sich an, als waere man im Urlaub, so mit Entspannung und einem guten Buch nach dem guten Essen vor der guten Matratze. Es langweilt mich, ich wundere mich zu wenig… Und dabei sollte ich doch anerkennend bemerken, dass Malaysia definitiv auf dem Weg zum Status des Industrielandes ist, dass es mir einen Haarschnitt beschert hat und ueberhaupt alles ist, was man sich als big brother aus dem Westen fuer ein kleines asiatisches Land an Entwicklung so wuenscht. Bevor ich anfange mich schlecht zu fuehlen, fahre ich mal wieder in ein Landminenland, da ist der Thrill beim Wasserlassen am Wegesrand wieder adaequat hoch. Kambodscha, und dann noch alleine, yiiiieha!

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Die Fischdoktoren

Das Wort der ersten Woche in Malaysia lautete: Beeindruckend. Auf der abendlichen Fahrt  vom Flughafen nach Kuala Lumpur  ging das Staunen schon los: “Huch, der Bus faehrt drei Minuten zu frueh ab, oder hab ich hier schon wieder was nicht richtig umgestellt?” “Guck mal, da ist eine grosse, grosse Gruenflaeche, da ist gar kein Muell drauf!” “Wo sind die Mopeds?” “Krass, ein Hochhaus!” “Ja, und mit Licht!” So gluecklich waren wir ueber die klimatisierte Hochbahn, die Fussgaengerampeln und die Duschen (Dusche im Sinne von warmes Wasser von oben, nicht kaltes Wasser aus einem Eimer), dass wir sofort voellig kopflos in die Fastfoodfiliale mit dem gelben M rannten und uns auch gar nicht wunderten, dass die Menuzusammenstellung ganz anders war als gewohnt und es keine Cola, dafuer eine Art Malzbier in Literglaesern gab. Nach Halbverspeisung der reis- und eifreien Koestlichkeiten ging uns auf, dass nirgendwo, NIRGENDWO in diesem Laden das grosse M hing und die Angestellten nicht wie Ronald aussahen. Grosses M war nebenan, das kommt davon, wenn die Gier die Sicht vernebelt. Zehnstoeckige Einkaufszentren, Menschen mit keinen groesseren Sorgen als die morgendliche Kleiderwahl, kein staendiges Angestarrtwerden und Kommunikation auf Englisch sind sicher keine Dinge, die man besonders aufregend findet, wenn man aus Berlin Mitte nach Kuala Lumpur fliegt. Ich fand es beeindruckend.

Nach einer Woche waren wir dann so weit angekommen, dass wir uns die ueblichen Zivilisationskrankheiten zuziehen konnten: Trojaner und Hornhaut. Der Trojaner kam aus dem Internetcafe und musste entfernt werden, wobei plattmalmen das passendere Wort waere, wenn es eins waere. Korrekter Terminus ist Neuformatierung der Festplatte, kann man auch einen Tag mit verbringen. Danach lockte in einem der zehnstoeckigen Einkaufszentren der Footmaster mit einem Slogan, der bei mir ein Kribbeln in der Magengegend verursachte: “Attain total wellbeing and wellness the natural way thru a 30 minutes acquaintance with our sensational young Turkish male fish doctors”. Waren meine geheimsten Traeume wahr geworden??? Sollte das Teil 2 sein des in Bali begonnenen Programms “Liebe deine Fuesse wie dich selbst”? Ich verbrachte also 30 Minuten mit den sensational young Turkish male fish doctors und erfuhr, dass sie dafuer sorgen wuerden – gesetzt dem Falle, ich wuerde sie nicht alle zwischen meinen Zehen zerquetschen bei dem Gekitzel – dass ich nachher wie neugeboren und ganz ohne Hornhaut sei, und ueberhaupt sei alles “painless-toothless-harmless”. Raus aus der Kitzelhoelle fuehlte ich mich extremst verjuengt und begab mich zu meinem ebenfalls in jugendlicher Schoenheit erbluehenden Reisegefaehrten, der die Akupressur den jungen Tuerken vorgezogen hatte. Und da hatte sie mich, die geschaeftstuechtige Massoese! “Touch his feet, touch, touch!” Leicht irritierter Blick zu Masu, der erklaert, dass man erst seine Hornhaut habe entfernen muessen, damit man da ueberhaupt einen Akupressur-Effekte haben koenne. Ah ja. Ich taetschel also seine Fuesse, Massoese strahlt: “Like baby feet!” Jaja, sehr schoen, bisschen gross vielleicht fuer Babyfuesse, aber sonst ganz nett. “Let me check your feet!” Nee, ich war ja gerade bei den jungen Tuerken, die haben da schon einiges runtergeknabbert, vielen Dank auch und zack! hat sie meine Ferse an sich gerissen und sieht mich an, als ob ich ein Steak unter dem Fuss kleben haette. “Ooooooh, too much dead skin, ooooooh, too much walking, oooooh, we have to take off.” Ja schoen, macht sie die Arbeit der jungen Tuerken zunichte, klatscht mir eine Ladung Chemikalien auf die Fusssohlen und schabt die abgeaetzte Haut ab, haelt mir die Gruetze unter die Nase und quiekt “All your dead skin, ooooh, all dead skin!” und dann kommt noch mal abrubbeln und dann kommt feinrubbeln und dann kommt eincremen und dann kommt erfrischen und bei jedem einzelnen Schritt muss ich meine Fuesse anfassen und hoeflich laecheln, waehrend Frau gerissene Massoese sich geradezu ueberschlaegt: “Touch, touch, like baby feet!” Erwaehnte ich, dass die Babyfuesse doppelt soviel kosten wie die jungen tuerkischen Fischdoktoren?

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Indonesischer Epilog

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Ein wenig muede von und nach zwei Monaten Indonesien beschlossen wir, ausser dem ueblichen Java-Tempel-Programm und ein paar Tagen in einem auesserst seltsamen Hotel in Yogyakarta, das eigentlich ein Antiquitaetenmarkt fuer Geschmacklosigkeiten sein wollte, keine weiteren Aktivitaeten a la Bromo-Besteigung bzw. -befahrung zu unternehmen. Indonesien ist bisher fuer uns Asien – so riesengross und doch nur ein winziger Teil des Kontinents, von allem ein bisschen und am Ende auch genug. Wenn wir an Indonesien denken, dann denken wir an wunderschoene Straende, kitschige Sonnenuntergaenge, einen Tauchkurs, eine Vulkanbesteigung (von der wir immer noch nicht wissen, ob wir drueber lachen oder weinen sollen), funktionierende und guenstige Internetverbindungen, unglaublich viele Mopeds, Karaokevideos auf Endlosschleife, nervige Visabestimmungen, viel Reis, ein Mobiltelefon, das von der Idee des Schnorchelns nicht angetan war, flaues Magengefuehl bei allen Transportmitteln, ein nicht loesbares Muellproblem und an Cleo. Und am wichtigsten, wie immer, an die Menschen die wir getroffen haben… An Roberto aus Moni, der in Yogya in einem Strassenkinder-Projekt arbeitet und uns das Nachtleben dort gezeigt hat; an Arnold, der auf dem Weg zu seinen Eltern in Larantuka war und in seinem neuen Leben katholischer Religionslehrer in Bayern ist (und uns einen Tag lang den oeffentlichen Bus erspart hat); an Sylvester, der mein Geburtstag war; an Martin aus Rantepao, der lieber Schweinezuechter als Touristenguide waere und dafuer gesorgt hat, dass Masu am Flughafen Makassar von dem Cousin vom Schwager der Nachbarn seine geliebte Kulturtasche zurueckbekommt; an Sylvie, die nun eine weitere Katze durchfuettert; an Anna, die mir das Tauchen beigebracht hat; an Eddy, der uns am ersten Abend auf Gili T eine Unterkunft besorgt hat, waehrend die anderen Einheimischen auf ihren Fahrraedern bereits sangen “You will sleep on the beach!”; an Edwin, der mich in Kupang vor der totalen Hysterie bewahrt hat; [die Aufzaehlung koennte durchaus weitergehen, bringt euch aber nix, ihr kennt die ja alle nicht]. Warum ich nicht in Jubelschreie ausbreche und Indonesien als Urlaubsland 2011 promote, kann ich nicht genau sagen… Vielleicht haben wir es wirklich ausgereizt, haben alles mitgenommen und waren dann sehr satt – obwohl wir ja nur einen kleinen Teil gesehen haben, die groessten Inseln haben wir gekonnt ausgespart. Wenn doch jemand mal nach Indonesien faehrt, bitte nicht unseren Fehler in der Saisonplanung wiederholen: Angekommen im Juli auf Bali, wo alle australischen und europaeeischen Touristen sich auf einem Haufen sammeln und dann gemeinsam Massensurfen, Massensaufen und Massenkulturen. Gefahren zum Ramadanende von Java aus, waehrend alle Einwohner Indonesiens aus Prinzip in irgendein Verkehrsmittel steigen, um irgendwo hinzufahren, was neue Haufenbildung und Engpaesse in der Transportversorgung verursacht. Selamat Indonesien, war schoen bei dir!

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Diashow Indonesien

Aus technischen Gruenden und dank flickrs neuer Speicherplatzbegrenzung fuege ich nachtraeglich Slideshows in die entsprechenden Blogeintraege ein. Nix kapiert? Macht nix, einfach die letzten beiden Monate nochmal lesen, dieses Mal gibt es dazu Bilder. Ich mag keine Computer.

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Wir sind Eltern geworden! Es ist ein gesundes kleines Maedchen mit sehr vielen schwarzen Haaren und einem, aehem, kurzen Schwanz. Masu fand eines Abends auf der Strasse in Rantepao ein orientierungsloses Katzenbaby, das auf der erfolglosen Suche nach Futter und Mutter war. Also kuemmerte Masu sich zunaechst um ein Huhn und wartete auf die Rabenmutter, die allerdings laengerfristig aushaeusig zu sein schien. Also schlief das Kind bei uns, verspeiste kiloweise Huhn und stieg am naechsten Morgen mit in den Bus, da sich kein passender Mutterersatz fand. Auf der zehnstuendigen Busfahrt bewies sich, dass es sich um eine echte indonesische Katze handelte, die genauso viel kotzen konnte wie ihre menschlichen Landsmaenner und -frauen – kein Wunder bei ca. 2 kg Huhn auf 200 g Lebendgewicht, stundenlangen Serpentinen und indonesischen Schlagern, die nur eine halbe Stunde lustig und dann die pure Folter waren (Wir sassen selbstverstaendlich unter dem Lautsprecher.). Beim Zwischenstopp in Tentena dasselbe Spiel wie am Vortag: Man bestaunt uns, als haetten wir einen Elefantenbaby dabei, das Unverstaendnis schwankt zwischen echtem Ekel und Mitleid wegen unseres desolaten mentalen Zustandes, wie kann man nur eine Katze mitnehmen??? Indonesier moegen Tiere, wenn man sie essen kann, Katzen gehoeren nicht dazu. Also wieder keine Adoptiveltern, wieder rein in den Bus, und in den naechsten, und irgendwann erzaehlt uns der Mitreisende mit dem groessten Mitleid, dass es in Bomba auf den Togean Islands diese verrueckte Amerikanerin mit einem Hotel gibt, die Tiere liebt. Wie schoen, nun haben wir wenigstens ein Ziel! Ein letztes Boot und das Katzenparadies ist erreicht… und das Glueck ist uns hold, es ist gleichzeitig ein Menschenparadies! Grosse Bungalows direkt am Strand, ein Steg mit Direktzugang zu Korallen und bunten Fischen, Kartoffeln zum Essen und Sylvie, die ohne zu zoegern der Katzenadoption zustimmt. Erleichterung. Vorerst. Die Katze lebt in unserem Bungalow, waechst und gedeiht, lernt das Anschleichen und Anspringen mit kleineren koordinativen Optimierungsmoeglichkeiten, schlaeft mitten im Spiel ein, macht begleitete Ausfluege auf den Steg, mampft Fisch, als ob es kein morgen gaebe, laesst sich flaemische Katzeneinschlaflieder vorsingen und vermisst nur ab und zu ihre Katzenrabenmutter, wenn sie – seltsamerweise in Masus Unterleibsregionen – nach Milch sucht und fleissig Luft nuckelt. Wir Eltern haben dann und wann auch Freizeit, die voellig ausgefuellt ist mit Haengematte, Gitarrespielen, Schnorcheln, Rumhaengen und uns auf die naechste Mahlzeit freuen. Ist aber nicht langweilig, denn wir sind in Wahrheit gar nicht in der Naehe von Bomba, sondern in der Schrebergartenkolonie Germania gelandet, ein Verein, der Wert auf Geselligkeit beim Nichtstun legt: Stammtischgruender Steffi und Fabian, zum dritten Mal bei Sylvie und damit quasi Dauercamper; Parzelle Bavaria mit Sandra und Stefan, die uns die Vielfarbigkeit der deutschen Sprache vor Augen fuehren (“I bin zsammgfoin.”), Ursel und Alois, die tatsaechlich hochdeutsch koennen, und Youngster Michael; sowie Enklave Bruessel samt Katze. Kommentar von Sylvie zur Herkunftsstruktur ihrer Gaesteschar: “Please don’t do any marching on the beach.” Zusammen brachten wir es in ueber einer Woche Aufenhalt auf ganze fuenf Aktivitaeten:
1.Tauchen. Mein erster fun dive nach dem Kurs, und meine Luft hat fuer unschlagbare 76 Minuten gereicht, was war ich stolz! Stolzer koennen die Tieftaucher Fabian und Stefan sein, die nach einem 43 m Tauchgang im Dauertiefenrausch waren und 57 m nachgelegt haben. Loco!
2.Wandern. Das Trinkwasser war aus, weswegen wir beschlossen, durch den Dschungel nach Bomba zu laufen. Wenn wir den Mann nicht getroffen haetten, der seinen Hauptwohnsitz im Wald hat, waeren wir da wahrscheinlich immer noch.
3.Badminton spielen. Die Maenner spielten, die Frauen machten die Spielerfrauen.
4.Nachtschnorcheln mit c-h. Plankton blinkt so schoen gruen in der Nacht, wenn man fleissig mit Armen und Beinen wedelt, Ozeandisko sozusagen. Man sollte uebrigens nicht mit Maske kopfueber vom Steg springen, weil das einen aehnlichen Effekt hat wie Steinschlag durch zu nahes Auffahren bei indonesischen Bussen. Stefan blies die Maske zweimal erfolglos aus, bis er feststellte, dass das ohne Glas auch schwierig werden wuerde.
5.Kniffeln. Aber nur eine Runde, man musste so viel rechnen.
Ein Gespraech ueber einen bierliebenden Amerikaner, der auch tagsueber statt Wasser Bintang genoss, schloss Steffi mit der Feststellung: “Jaaa, der hat ja auch frei.”
So gingen die Tage dahin, nur selten gestoert durch sich gestoert fuehlende Hochzeitsreisende (die mit dem Fahrrad unterwegs waren und erst bei Ankunft bemerkten, dass es in Sulawesi a) zu heiss und b) zu bergig zum Radfahren ist) oder Oesterreicher, die unsere Mitteilsamkeit ueber diverse Darmkrankheiten zur sofortigen Abreise verleitete, was wir aber wirklich nicht so gemeint hatten. Unsere Abreise nahm Formen an und damit rueckte der Abschied von der mittlerweile nicht mehr namenlosen Katze, Sylvie hatte sie Cleo getauft, naeher. Leicht hysterische Gluckenmutter, die ich geworden war, beschuetzte ich mein Baby vor den Hunden und suchte weiterhin nach Nachfolgeeltern, die sich waehrend der Ramadanfeierlichkeiten um sie kuemmern koennten. Naechster Versuch bei einem neu eingetroffenen franzoesischen Paerchen, die unmittelbar ihre Hundeabneigung kund getan hatten, was unguenstig ist in einem Resort, in dem die Hunde auf dem Esstisch schlafen, aber gut. Ich (hoffnungsvoll): “Do you like cats?” Die Franzoesin (angewidert): “I ate cats!” Betretenes Schweigen am Tisch. Ein paar Minuten spaeter das erste Wispern: “Sie isst Katzen?” “Keine Ahnung.” “Wieso tut sie das?” “Die essen ja auch Froesche.” Es dauerte, bis uns aufging, dass die tierliebe Franzoesin mit sexy Akzent einfach nur das H vergessen hatte. Mein grosser Abschiedsschmerz wurde durch die Gewissheit gelindert, den besten Katzenort von ganz Indonesien gefunden zu haben, und Sandras und Stefans Babysitterdienste fuer eine weitere Nacht, und das trotz Katzenhaarallergie, vielen Dank dafuer! Wir erweitern das Kapitel “Lessons learned while traveling”:
1.Nichts von emotionalem Wert von zu Hause mitnehmen, auch keine Kissen.
2.Nichts von emotionalem Wert auf der Reise finden, auch keine Katzen.
Was bleibt? So long and thanks for all the fish!

Alle Fischfotos sind uebrigens nicht von mir, sondern von Fabian, terima kasih!

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Gute Nachrichten! Wir haben unsere Paesse samt verlaengerten Visum wieder und konnten Kupang, der Hoelle der Langeweile, entfliehen. Im Endeffekt war es gar nicht soooo schrecklich, es fuehlte sich ein wenig nach Standbild an. Die neue Haltestelle heisst Tana Toraja auf Sulawesi, und allein schon der Klang dieses Namens verspricht einiges mehr als das plumpe Kupang. Eine wunderschoene Landschaft mit Bananen, Kaffee, Kakao, Arak und noch viel mehr, viele Huegel, ausnahmsweise mal unvulkanisch, und natuerlich massig Reis, Wasserbueffel, Schweine, wenig Touristen und ab und an ein kraeftiger Regenschauer. Herrlich! Und ein etwas bizarrer Totenkult. Das kann eigentlich jeder auf Wikipedia nachlesen, ich gebe trotzdem eine kurze Zusammenfassung: Die Torajaner sind hauptsaechlich Christen, woran sie das festmachen, habe ich allerdings noch nicht herausfinden koennen. In Wahrheit sind sie Animisten, die Natur ist heilig und nach dem Tod geht die Seele ind das Land der Seelen, was sich wiederum in allem Natuerlichen befindet. Tod ist das Stichwort: Wenn jemand stirbt, ist er erstmal krank, wohnt im Haus der Familie und bekommt dreimal taeglich Essen und Trinken, bei Bedarf Zigaretten und alles, was das Herz begehrt. Besucher muessen sich mit dem Kranken unterhalten und ueberhaupt geht das Leben weiter. Zum Glueck ist der Kranke durch Injektionen konserviert. Die Familie spart in der Zeit Geld fuer die wirkliche Beerdigung, und die kann teuer werden. Je nach Status muessen zwischen einem und 24 Wasserbueffeln geschlachtet werden, und erst, wenn die angeschafft wurden, ist Beerdigung, teilweise mehrere Jahre nach Erkrankung des Betroffenen. Da wir leider keinen Kranken zu Gesicht bekommen haben, sind wir stattdessen zu einer Beerdigung gegangen. Der Himmel weinte, aber wie! Das war unguenstig, denn das Dorf lag auf einem Huegel, der sich innerhalb von Minuten in einen riesigen Schlammberg verwandelte und die Veranstaltung in die Kategorie “bloody and muddy” verschob. Wir brauchten einige Zeit, um uns bis oben durchzuwuehlen, wie es den Schweinetraegern wohl ergangen sein muss! Zum Empfangstag bringen befreundete Familien und Verwandte Geschenke, in den allermeisten Faellen Schweine, die auf ein Bambusgestell geschnallt und dann vor dem Haupthaus niedergelegt werden, wo dann ein Mann mit Mikrophon verkuendet, welche Familie welches Schwein gebracht hat. Die Schweine finden das, vorsichtig gesagt, nicht so toll. Wir sahen im Laufe des Tages sicher 100 Schweine und alle haben gequiekt wie nix Gutes. Teilweise auch zu Recht, denn einige werden gleich durch einen mehr oder weniger gezielten Stich ins Herz in das Land der Seelen befoerdert. Und spaetestens da schaltet sich das Gewissen des carnivoren Europaeers ein. Man stellt sich ja gerne vor, dass das abgepackte Minutensteak aus dem Supermarkt schon als Minutensteak auf die Welt kam. Fleisch hat nichts mit quiekenden Tieren zu tun. Und wenn doch, dann gibt es ordentliche EU-Richtlinien zur humanen (ha!) Behandlung von Schlachthofvieh, da werden die Schweinchen erstmal eingeschlaefert und dann, innerhalb von Millisekunden, geht es ab ins Land der Seelen. Dass das nicht stimmt, ist klar, aber wie sollte man sonst seinen Fleischkonsum rechtfertigen? Massentierhaltung ist nicht gut und gehoert boykottiert, macht aber keiner, weil es bequem und so wunderbar leicht zu verdraengen ist. Dann also das Bioschwein in Einzeltoetung, aber fuer das komplette Prozedere von abstechen, ausnehmen, Borsten abbrennen, zerteilen waren meine Nerven nun doch zu schwach. Was mache ich nun? Vegetarismus? Keine Entscheidung getroffen bisher, wird sicher ein Nachderreisethema. Mein Lieblingsspruch uebrigens von einer Italienerin, die mit grossen Augen das Blut-Matsch-Gemisch betrachtete: “Ist nicht Ramadan?”

Nachtrag:
Nachdem also die Beerdigungszeremonie gelaufen ist, gibt es verschiedene Moeglichkeiten der Bestattung, unter anderem in Felsenloechern oder Hoehlen. Beides seltsam. Vor den Felsenloechern stehen auf einer Art Balkon die tau taus, geschnitzte Abbilder der Toten, die die Saerge bewachen und eine gewisse Aehnlichkeit mit Ruhrgebietlern samt Kissen auf dem Fensterbrett an einem Sonntachnammitach haben. In Hoehlen werden Saerge gestapelt, und was passiert mit Saergen nach einer gewissen Zeit? Genau. Totenruhe ist da das falsche Wort. Tropfsteinhoehlen mit Totenkoepfen, ein ungewoehnlicher Ausflug in das Reich der Geisterbahnen.

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