Wie ist es in Afrika?
Bisher gesehen habe ich Kenia, Uganda und Ruanda, wobei Ruanda eigentlich nicht zaehlt, weil 1. nur zwei Tage Aufenthalt und 2. Augeninfektion rechts mit eingeschraenktem zweidimensionalen Sehfeld. Man sagt, Ruanda sei die Schweiz von Afrika (rein landschaftlich gesehen, versteht sich), und ich meine erblinzelt zu haben, dass die Vulkankegel wirklich sehr huebsch anzusehen sind. Uganda ist wie ein plattgesessenes Ruanda, groesser und huegelig statt bergig. Sonne und Regen gibt es hier ausreichend (was nicht heisst, dass alle Einwohner Zugang zu Trinkwasser haben, das scheint infrastrukturell unloesbar zu sein), was die Vegetation sehr freut. Die Erde ist rot,die Pflanzen sind gruen, der Himmel ist blau. Und um die dazugehoerige Weite zu beschreiben, muss man Swahili koennen, da gibt es sicherlich die passenden Worte dafuer. Die Ugandier (Ugandesen, Ugandaner) und Ruandesen sind, man mag davon gehoert haben, ueberdurchschnittlich jung. Dass es SO viele Kinder gibt, und dass es KEINE alten Menschen gibt, war mir vorher nicht bewusst. Fast alle Kinder verfallen in ekstattische Freude, wenn sie den grossen gelben Truck mit den Mzungus sehen, und winken und schreien und rennen. Erstaunlich, denn sie sehen die Mzungus fast jeden Tag, das hat aber keinen Abnutzungseffekt. Der Grund, warum Weisse ausschliesslich mit Mzungu angeredet werden, was tatsaechlich nichts anderes als “weiss” heisst, bleibt mir weiterhin verborgen. Man stelle sich vor, alle wuerden sich nur noch mit ihrer Hautfarbe ansprechen, das waere ja ein heilloses Durcheinander. Die Gespraeche, die wir bei Lust und Laune hundertmal am Tag fuehren koennten, folgen diesem Schema: “Mzuuuungguuuuuuu, hauahhju?” “Good, how are you?” ”Mzuuuunnggguuuuuuu!” Inhaltlich also durchaus beschraenkt, aber mit einer Begeisterung gefuehrt, von der man sich ein Scheibchen abschneiden kann.
Ist Afrika gefaehrlich?
Ja. In Afrika stirbt man an Durchfall, an Minibus-gegen-Tanklaster-Unfaellen oder an der Geisteskrankheit seines Diktators. Afrika ist also besonders fuer Afrikaner gefaeehrlich. Als Mzungu ist man privilegiert, und als Tourist-Mzungu ist man mehr als privilegiert. Afrikaner, so wie ich sie bisher erlebt habe, bewachen sehr gerne, am liebsten Tankstellen und Campingplaetze voll mit Mzungus. Bisher habe ich wenige Grosstadte gesehen, denen man nachsagt, gefaehrlicher als das Landleben zu sein, aber auch in Nairobi scheinen dieselben Regeln zu gelten wie an der Gare du Midi in Bruessel: Hebe nicht nachts alleine dein Montasgehalt vom einsehbaren Geldautomaten ab, stehe nicht untaetig in der Gegend rum, als ob du Gesellschaft suchst, steig nicht bei fremden Menschen ins Auto, usw. Ich melde mich zu diesem Thema aus Johannesburg wieder.
Wie ist das Leben im Truck?
Der Truck ist riesig und gelb und heisst Barbara. Barbara faehrt uns 38 Tage lang durch die Gegend, bisher macht sie das ganz gut. Barbara hat grossen Hunger und isst 33 Liter Diesel auf 100 km. Statt Fenster hat Barbara rollbare Planen an den Seiten, die immer oben sind, wenn es nicht regnet, damit die Mzungus auch streifenfrei betrachtet werden koennen. Ausserdem hat Barbara alles, was man so braucht: Musik, Stauraum, Bussitze, Bibliothek, Safe, herrlich! Barbara bietet uns Schutz und Geborgenheit, aber manchmal, manchmal wird Barbara zum Fluch, denn Barbaras Biorhythmus darf nicht gestoert werden. Barbara steht frueh auf und laeuft in manchen Tagen acht Stunden lang ueber Strassen, die nicht steissbeinkompatibel sind. Barbara will immer vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein und hat deswegen keine Zeit fuer Rumlungereien wie Fotostopps oder aehnliches Gedoens. Neben Steve (driver) und Iain (guide) und Masu und Anni hat Barbara momentan noch elf weitere Bewohner, die sich bis auf eine Ausnahme als wenig interessante Zeitgenossen herausgestellt haben. Ich arbeite daran, dass mich das nicht stoert. Und freue mich schon auf die naechste Afrika-Reise, die definitiv mit Freunden stattfinden wird.
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