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Archive for August 2010

Gute Nachrichten! Wir haben unsere Paesse samt verlaengerten Visum wieder und konnten Kupang, der Hoelle der Langeweile, entfliehen. Im Endeffekt war es gar nicht soooo schrecklich, es fuehlte sich ein wenig nach Standbild an. Die neue Haltestelle heisst Tana Toraja auf Sulawesi, und allein schon der Klang dieses Namens verspricht einiges mehr als das plumpe Kupang. Eine wunderschoene Landschaft mit Bananen, Kaffee, Kakao, Arak und noch viel mehr, viele Huegel, ausnahmsweise mal unvulkanisch, und natuerlich massig Reis, Wasserbueffel, Schweine, wenig Touristen und ab und an ein kraeftiger Regenschauer. Herrlich! Und ein etwas bizarrer Totenkult. Das kann eigentlich jeder auf Wikipedia nachlesen, ich gebe trotzdem eine kurze Zusammenfassung: Die Torajaner sind hauptsaechlich Christen, woran sie das festmachen, habe ich allerdings noch nicht herausfinden koennen. In Wahrheit sind sie Animisten, die Natur ist heilig und nach dem Tod geht die Seele ind das Land der Seelen, was sich wiederum in allem Natuerlichen befindet. Tod ist das Stichwort: Wenn jemand stirbt, ist er erstmal krank, wohnt im Haus der Familie und bekommt dreimal taeglich Essen und Trinken, bei Bedarf Zigaretten und alles, was das Herz begehrt. Besucher muessen sich mit dem Kranken unterhalten und ueberhaupt geht das Leben weiter. Zum Glueck ist der Kranke durch Injektionen konserviert. Die Familie spart in der Zeit Geld fuer die wirkliche Beerdigung, und die kann teuer werden. Je nach Status muessen zwischen einem und 24 Wasserbueffeln geschlachtet werden, und erst, wenn die angeschafft wurden, ist Beerdigung, teilweise mehrere Jahre nach Erkrankung des Betroffenen. Da wir leider keinen Kranken zu Gesicht bekommen haben, sind wir stattdessen zu einer Beerdigung gegangen. Der Himmel weinte, aber wie! Das war unguenstig, denn das Dorf lag auf einem Huegel, der sich innerhalb von Minuten in einen riesigen Schlammberg verwandelte und die Veranstaltung in die Kategorie “bloody and muddy” verschob. Wir brauchten einige Zeit, um uns bis oben durchzuwuehlen, wie es den Schweinetraegern wohl ergangen sein muss! Zum Empfangstag bringen befreundete Familien und Verwandte Geschenke, in den allermeisten Faellen Schweine, die auf ein Bambusgestell geschnallt und dann vor dem Haupthaus niedergelegt werden, wo dann ein Mann mit Mikrophon verkuendet, welche Familie welches Schwein gebracht hat. Die Schweine finden das, vorsichtig gesagt, nicht so toll. Wir sahen im Laufe des Tages sicher 100 Schweine und alle haben gequiekt wie nix Gutes. Teilweise auch zu Recht, denn einige werden gleich durch einen mehr oder weniger gezielten Stich ins Herz in das Land der Seelen befoerdert. Und spaetestens da schaltet sich das Gewissen des carnivoren Europaeers ein. Man stellt sich ja gerne vor, dass das abgepackte Minutensteak aus dem Supermarkt schon als Minutensteak auf die Welt kam. Fleisch hat nichts mit quiekenden Tieren zu tun. Und wenn doch, dann gibt es ordentliche EU-Richtlinien zur humanen (ha!) Behandlung von Schlachthofvieh, da werden die Schweinchen erstmal eingeschlaefert und dann, innerhalb von Millisekunden, geht es ab ins Land der Seelen. Dass das nicht stimmt, ist klar, aber wie sollte man sonst seinen Fleischkonsum rechtfertigen? Massentierhaltung ist nicht gut und gehoert boykottiert, macht aber keiner, weil es bequem und so wunderbar leicht zu verdraengen ist. Dann also das Bioschwein in Einzeltoetung, aber fuer das komplette Prozedere von abstechen, ausnehmen, Borsten abbrennen, zerteilen waren meine Nerven nun doch zu schwach. Was mache ich nun? Vegetarismus? Keine Entscheidung getroffen bisher, wird sicher ein Nachderreisethema. Mein Lieblingsspruch uebrigens von einer Italienerin, die mit grossen Augen das Blut-Matsch-Gemisch betrachtete: “Ist nicht Ramadan?”

Nachtrag:
Nachdem also die Beerdigungszeremonie gelaufen ist, gibt es verschiedene Moeglichkeiten der Bestattung, unter anderem in Felsenloechern oder Hoehlen. Beides seltsam. Vor den Felsenloechern stehen auf einer Art Balkon die tau taus, geschnitzte Abbilder der Toten, die die Saerge bewachen und eine gewisse Aehnlichkeit mit Ruhrgebietlern samt Kissen auf dem Fensterbrett an einem Sonntachnammitach haben. In Hoehlen werden Saerge gestapelt, und was passiert mit Saergen nach einer gewissen Zeit? Genau. Totenruhe ist da das falsche Wort. Tropfsteinhoehlen mit Totenkoepfen, ein ungewoehnlicher Ausflug in das Reich der Geisterbahnen.

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Fotos aus Afrika!

Besser spaet als nie, endlich wurde Flickr ueberlistet, ha!!! Hier erstmal Afrika, spaeter folgt der Rest!

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L’ennui

Nun kommt ein Kapitel zur Langeweile, Unterart gereizte Langweile. Auf Franzoesisch ist das Wort fuer Langeweile auch gleichzeitig der Aerger, beschreibt sehr passend den momentanen Zustand. Und das kam so:

Der ausgefeilte Plan war der, aufgrund des auslaufenden indonesischen Visums einfach immer weiter nach Osten zu fahren, denn wenn man weit genug in die Richtung laeuft, kommt man automatisch nach Timor-Leste, den unabhaengigen Ostteil der Insel Timor. Wir also einen Flug von Flores nach Timor genommen, der laecherliche 45 Minuten dauerte und unsere gruenen Herzen bluten liess. Alternative waere die Faehre Maumere-Kupang gewesen, die neulich mal gesunken ist, aehnlicher Standard wohl wie malawische Ueberlandbusse. Guten Mutes in Kupang angekommen, das billigste Zimmer der Welt gefunden, erstmal zur inoffiziellen Touristeninfo der Stadt gelaufen um ein Busticket nach Dili, Hauptstadt von Timor-Leste, zu besorgen und ein kuehles Bintang zu trinken. Bis dahin war alles schoen. Zunichte machte die Idylle Edwin, Barbesitzer, Internetdienstleister und wahrscheinlich auch heimlicher Buergermeister: Seit Mai bekommt man kein Visum mehr an der Grenze zu Timor-Leste, das muss man beantragen, und dann dauert das so drei Wochen und dann darf man einreisen. Wir erstmal, chronisch misstrauisch, das Auswaertige Amt befragt, und jaaaa! Meine Albtraeume der sich spontan aendernden Visabestimmungen waren wahr geworden. Es war der Abend vor dem indonesischen Unabhaengigkeitstag und zwei Tage vor Ablauf des Visums, ein Abend der Fassungs- und Hilflosigkeit. Doch, Indonesien sei Dank, wir waren nicht alleine. Es sassen um den Bintang-Tisch versammelt Team Germany, bald illegale Einwanderer; Team Netherlands, das seit 16 Monaten von Maastricht aus durch die Welt radelt und kurz vor Schluss, naemlich Australien, niemanden fand, der die Raeder fuer weniger als 500 US$ (!!!) nach Dili bringen wollte; Team Poland, das nach einer Odyssee durch die indonesischen Filialen des Faehrenbetreibers herausfand, dass das Schiff tatsaechlich zum urspruenglich geplanten Termin starten wuerde, bis zur Destination jedoch bei gutem Wetter fuenf, ansonsten sieben Tage brauchen wuerde. Nee, wir konnten es nicht glauben – Edwin aber, der Zen-Meister, Fachgebiet Loesungsstrategien, ueberredete die Hollaender zum Radeln, die Polen zu einer anderen Insel und uns, seinem Kumpel unsere Paesse zur Visumsverlaengerung zu ueberlassen, eine Moeglichkeit, die wir bisher immer von uns gewiesen hatten. Der Kumpel war praktischerweise auch gleich Manager unserer Unterkunft (Hotel moechte ich eher nicht schreiben) und ueberzeugte uns mit Professionalitaet, einer kurzen Wartezeit (so drei bis fuenf Werktage) und einer genauen Aufschluesselung der Kosten inklusive Sonderposten Bestechungsgeld.

Nun sitzen wir in Kupang, ohne Paesse, dafuer mit einem Schrieb des immigration office, auf dem angeblich steht, warum wir momentan passlos sind, vielleicht aber auch so etwas wie “Nehmen Sie diese Frau in Gewahrsam, sie hat auf Lombok einen Wanderfuehrer abgemurkst”. Und es ist ganz furchtbar langweilig. Es ist zu heiss, um zu schlafen oder spazieren zu gehen oder sich in einen Bus zu quetschen. Kupang hat zwei Bars mit Internet, aber wir haben nur ein Netbook. Masu hat sich darauf verlegt, Edwin Unterricht in html zu geben, woraufhin Edwin beschloss, dass wir keine zahlenden Gaeste mehr seien, sondern Freunde in seinem Haus. Das ist sehr nett und sehr billig, aber es wird nicht spannender. Wir wissen nicht, was wir machen sollen, wenn wir wieder weg koennen. Eigentlich wollen wir einfach nach Melbourne fliegen, Wohnung suchen, ein paar Monate bleiben, geht aber nicht wegen… richtig, des australischen Visums! Es ist definitiv der erstes richtige Reisedurchhaenger, kein Bock auf nix und alles doof, Rucksaecke sind doof und Reis ist doof und Sonne ist auch doof. Ich wusste ja auch, dass dieser Moment einmal kommen wuerde, und er hat erstaunlich lange auf sich warten lassen. Warum er gerade jetzt kommt, weiss ich nicht, vielleicht bin ich einfach entscheidungsmuede geworden, vielleicht haben wir im letzten Monat auch einfach zu viel gemacht, vielleicht ist es das Gefuehl, am Ende der Welt zu sitzen und dass der Weg zurueck muehsam und lang sein wird. Und was macht man in solchen Faellen? Genau, Roller mieten und an den Strand fahren!

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My Super Sweet Thirty

Kennt ihr dieses wunderbare MTV-Format, bei dem die verzogenen Sproesslinge reicher amerikanischer Musikproduzenten bei der Planung ihrer Party zum 16. Geburtstag gefilmt werden, waehrend der sie sich dreimal hysterisch kreischend auf den Boden werfen, weil Papa nicht Justin Timberlake, sondern nur P. Diddy ueberreden konnte, bei dem Quatsch mitzumachen, und am Ende der Veranstaltung einen Moerciediiiiiiiies geschenkt bekommen? Das bin ich. Ich liebe meinen Geburtstag, verlange eine Torte und will den ganzen Tag bestimmen duerfen. Nun hatte ich dieses Jahr meine Ansprueche enorm zurueckgefahren, denn das Bergdorf Moni auf Flores ist nun mal nicht Miami Beach, sehe ich ja ein. Moni liegt bezeichnenderweise noch hinter Ende, da wuerde man ja eigentlich annehmen, dass da nix mehr kommt. Aber ach, was war es fuer ein schoener Tag!

Wir residierten in einem Bungalow, der ueber ein bsticktes Mueckennetz und eine Klospuelung verfuegte, wobei wir das mit der Spuelung erst nach zwei Tagen rausfanden, nachdem wir gewohnheitsmaessig immer mit dem Plastikeimer Wasser gekippt hatten. Ich sass in der Morgensonne und feilte mir die Fingernaegel (kein Witz!), als um 7:50 der Tortenlieferant um die Ecke bog und, ueberrascht von meiner Anwesenheit, hektisch versuchte, einhaendig die Kerze anzuzuenden. Es war eine sehr schoene Torte mit rosa und Aufschrift und es war nicht mal Reis drinnen! Es folgte als naechster Gratulant Sylvester, der uns auf zwei Rollern in die Reisfelder entfuehrte, und uns alles ueber Reis erzaehlte, was er so wusste. Und auch ueber Gemuese, was er durchgaengig als “Vegetarier”s bezeichnete und mir einiges an Lachkrampfunterdrueckung abforderte: “Oh yes, we grow a lot of vegetarians here, this for example is my favourite vegetarian.” Ich ging natuerlich davon aus, dass Sylvester Touristenfuehrer mit Schwerpunkt Reis sei, doch da hatte ich mich grundlegend getaeuscht! Denn nachdem wir die Reislektionen verdaut hatten (“Aaach, Reis waechst oben an der Pflanze, nicht als Knolle???” Tochter einer Biologielehrerin, man bemerke!), ging es weiter zum Mittagessen in ein Restaurant, wo Sylvester seine Heimorgel auspackte und offenbarte, dass er eigentlich Alleinunterhalter sei. Der indonesische Musikgeschmack orientiert sich stark an Traumschiffmelodien, und nach 17 Versionen von Happy Birthday, einem gefuehlvoll vorgetragenen “Du” von Peter Maffay und traditionellem lokalen Liedgut naeherten wir uns dem Hoehepunkt: Sylvesters kleiner Sohn intonierte mit Inbrunst und hinterlegt mit Weichspuelsound Shakiras “Waka Waka”. Ich schmolz dahin, abwechselnd vor Ruehrung, Scham und Bewunderung. Sylvester war nicht mehr zu bremsen und wollte gleich bis zum Meer weiterfahren, was auch nur ungefaehr so fuenf Stunden gedauert haette, Masu hatte aber noch andere Plaene und brachte mich nach einer Panoramafahrt und Wasserfallbesuch zu Min, dem heimlichen Sternekoch von Moni. Min kann Torten backen und indonesisches Essen so zubereiten, dass es nicht wie die 53. Version von Nasi Goreng schmeckt, lecker lecker! Zum Dessert gab es noch eine Auffuehrung einer lokalen Kindertanzgruppe, die vorher maximal zweimal geprobt hatte und angefuehrt wurde von einer resoluten Dame, die immer haarscharf am Takt vorbei mit einem Kochloeffel auf eine Trommel haute und den Zuschauern die Bedeutung des Tanzes in lupenreinem Englisch erklaerte (“This is bird, this is pick and this is God.” “God???” “Goooooood!” “Ach, goat…”). Die Darbietung endete in einem Eklat, als Masu sich weigerte, den vollen Preis zu zahlen, da einer der vielleicht zehnjaehrigen Taenzer es fuer eine gute Idee hielt, waehrend des Tanzes “Der Gesamte Vorgang des Rodens, Saehens, Erntens, Verarbeitung der Baumwolle zu Webstoffen in Vier Strophen” ein Zigarettchen zu rauchen.

Und dann war auch der Geburtstag vorbei, und auch wenn ich kein bisschen bestimmen durfte, war er dank des Zeremonienmeisters ein ganz besonderer…

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Gipfelaechzer

Nachdem ich also einen neuen Freund gefunden hatte, durfte Masu sich zum Ausgleich etwas wuenschen. Und was wuenscht er sich? Einen Ausflug auf den Mount Rinjani auf Lombok, gute Idee, dann mal los!

Unsere muntere Wandergruppe bestand neben uns aus fuenf Franzosen und -oesinnen, wie sollte es auch anders sein, la grande nation verbringt ja momentan geschlossen ihren Jahresurlaub in Indonesien. Zunaechst waren da Celine und Cecile, schlecht an ihren Vornamen, aber sehr gut an ihren Wesensmerkmalen zu unterscheiden. Celine taenzelte munter voran, waehrend die renitente Cecile grummelnd hinterherstapfte. Das Mittelfeld bildeten drei feierfreudige Junggesellen, die in mir ab Erscheinen furchtbare Vorahnungen weckten: Sie waren leider einen halben Tag zu spaet, weil sie nur eine Stunde geschlafen hatten dank der lustigen Pilze auf Gili T. Na Bravo. Ich dachte gleich an die Reinkarnation der gameboyspielenden British upperclass aus der Barbara (Tick, Trick und Track, ach nein, Matt, Dan und Will), diesmal in der Version verzogene Pariser Bourgeoisiegoeren (um es perfekt zu machen ebenfalls in einsilbige Vornamen gekleidet: Stan, Charles und Nic), aber nein, das waren ganz nette Menschen. Tja, und wir dann so im defensiven Mittelfeld. Vorneweg Bas, der Boss, angeblich unser Wanderfuehrer, leider wurde er aber nur selten gesehen, da er meistens ca. zwei Kilometer vor dem Peleton lag.

Soweit zur Vorstellung der Charaktere, die harten Fakten fuer das Logbuch:

Besteigung des zweithoechsten Vulkans Indonesiens (3.726 m), teilaktiv

Besteigzeit: 2.5 Tage

zu ueberwindende Hoehenmeter: 7.140 m (grob)

Laufzeit exklusive Essenspausen aber inklusive Trinkpausen: 23 Stunden

Die Reisefuehrer sagen, man muesse fuer diese Tour in durchschnittlich guter Verfassung sein, die Veranstalter sagen, dass jeder da hoch kann, no problem. Das ist gelogen. Es ist ebenfalls gelogen, dass man die Strecke in Turnschuhen gehen kann (Team Paris trug Chucks, die Fuesse sahen nicht gut aus am Ende) und dass man entweder einen Fleecepulli oder eine Goretexjacke braucht (man braucht beides, wenn man am Gipfel nicht erfrieren will) und dass die Strecke ungefaehrlich ist (vor einigen Wochen hat eine Italienerin, mal poetisch ausgedrueckt, die Reise ihres Lebens dort beendet, weil sie, laut Veranstalter, so dumm war, sich die Gegend anzuschauen statt auf ihre Fuesse zu achten. Ja, wo kommen wir denn da auch hin, sich einfach so beim Wandern die Landschaft angucken zu wollen, geht’s noch?) und dass Schlafsaecke gestellt werden (sie bedecken leider nur eine Koerperhaelfte, waehrend die andere Haelfte ab Bauchnabel friert, je nachdem, wie herum man in den Sack klettert) und dass der Wanderfuehrer grossartig an seinem Job interessiert ist (“Bas? Baaahaaaas!” Echo – Echo – Echo). Nun ja, ich war nicht zimperlich und bin brav wie ein Schaf die Berge hoch und runter, habe im Vierertakt wie in der Tanzschule meine Schritte gezaehlt, bin um 2:30 morgens aufgestanden und bin in drei Stunden 1.100 Hoehenmeter bis zum Fast-Gipfel gelaufen und dann wieder runter. Nein, wir waren nicht ganz oben, sondern haben uns 20 Minuten vor dem Ziel entschlossen, den Erhalt unserer Fingerkuppen hoeher zu bewerten als einen Sonnenaufgang im 360 Grad Panorama. Das Wandervolk wuerde so etwas wahrscheinlich als Niederlage bewerten, mir ging es und geht es immer noch am Popo vorbei.

Im Nachhinein, so auf laengere Sicht, laesst sich sicher sagen, dass das eine tolle Erfahrung war, so mit Grenzen austesten und seinen Koerper fordern und den Willen ueber die physischen Grenzen bestimmen lassen und so. Waehrend der Folter erinnert man sich manchmal an die schoenen Treks, die man mit Wanderbuddy Jonnycienpesos unternommen hat oder entwickelt Alternativen zur geplanten Nepaltour oder stellt sich vor, welche tiefe Befriedigung man in dem Moment empfinden koennte, wo man den Wanderfuehrer ueber den Kraterrand schubst. Im Moment sind meine Oberschenkel auf den doppelten Umfang geschwollen und ich frage mich, wie geisteskrank jemand sein kann, fuer diese Tortur auch noch Geld ausgegeben zu haben. Oder aber auch, wie Masu auf Nachfrage kurz und praegnant bemerkte: “That was shit.”

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Mein neuer Freund

Mein neuer Freund heisst Padi. Padi und ich trafen uns am ersten Abend auf Gili Trawangan am Strand, erst war ich noch etwas schuechtern und bin erstmal ohne ihn schnorcheln gegangen. Doch dann kannte die Leidenschaft keine Grenzen mehr, Padi und ich verbrachten vier Tage voll mit Love, Peace & Happiness zusammen. Mit Padi kann man Boot fahren, Tiere bestaunen, sich sportlich betaetigen, aber auch mal Video gucken oder ein Buch lesen. Manchmal (pssst, jetzt wird’s intim) haben wir uns in enge, schwarze Ganzkoerperanzuege gequetscht und uns Metallketten um die Baeuche gebunden.

Jaaaa, ich kann tauchen! Also, ein bisschen zumindest. Ich wollte das nie, wieso wollte ich das jetzt? Wahrscheinlich Alterswahnsinn, es ist ja nicht mehr lange bis zum boesen, boesen Datum. Zwei Unterhaltungen zum Thema:

1

Tauchlehrer: “Wie alt bist du?”

Ich: “Kein gutes Thema. Noch zwei Wochen lang 29.”

Tauchlehrer (mit echtem Erstaunen, nicht gespielt, es war echt! Echt!): “Echt? Ich haette dich auf 24, hoechstens 25 geschaetzt.”

Ich: “Schnurrrrr.”

2

Ich: “Wenn du mich nicht kennen wuerdest, wie alt wuerdest du mich schaetzen?”

Masu: “29.”

Quizfrage: Welche Antwort gefaellt einer armen, alten Frau besser? So, und nun Schluss mit der Kroketterei, mir ist es wirklich egal, ob ich nun 29 oder 30 bin, Hauptsache, ich kann tauchen gehen. Mal abgesehen davon, dass ich an intelligente Lebewesen unter Wasser glaube und die gerne mal treffen wuerde, ist es so friedlich da unten. Keiner schreit rum, keiner ist hektisch, und alle sind so bunt (ausser mir). Die Aufmerksamkeit der Schildkroeten an den Tauchern waehrte am laengsten, was auch kein Wunder ist, die haben ja Zeit. Ach, und der Babyhai war auch sehr niedlich und mein Kumpel, der Skorpionfisch… Ich muss da bald wieder runter!

Noch ein Wort zu den Gilis, bevor es zu spaet ist: Wer hin will, der moege doch bitte spaetestens jetzt hinfahren. Es ist schon voll, aber es wird unertraeglich baliesk werden, wenn der Flughafen in Lombok ausgebaut wird. Wirklich tolle, entspannte Inseln, die noch authentisch sind trotz Tourigedoens. Noch. Zeit laeuft.

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